Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) besuchen am Dienstag das Erdbebengebiet im Südosten der Türkei. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin sagte, wollen die Ministerinnen mit ihrem Besuch den Menschen vor Ort ihre „Solidarität und Unterstützung versichern“ und sich ein „genaues Bild der Lage“ machen. Baerbock und Faeser besuchen demnach unter anderem den für Hilfsgüterlieferungen wichtigen Flughafen Gaziantep und die besonders stark getroffene Region rund um die Stadt Kahramanmaras.
Bisher stellt Deutschland Hilfen in Höhe von 58 Millionen Euro für die Erdbebenopfer zur Verfügung – davon 8,2 Millionen Euro für Sachlieferungen, hieß es aus der Bundesregierung. Darunter seien etwa 200 Zelte für je zwölf Personen sowie Zeltausstattung wie Feldbetten, Schlafsäcke, Generatoren, Zeltheizung und Beleuchtung.
Laut Bundesregierung waren bisher 52 Helferinnen und Helfer sowie vier Rettungshunde des THW in dem Erdbebengebiet, 38 Einsatzkräfte und 3 Rettungshunde der NGO @fire, 43 Einsatzkräfte und 7 Rettungshunde von I.S.A.R. Germany sowie die Bundespolizei mit 25 Einsatzkräften und 5 Rettungshunden. Deren Einsätze seien abgeschlossen. Es seien noch weitere deutsche Hilfsorganisationen vor Ort. Eine abschließende Übersicht über die dort aktiven deutschen Nichtregierungsorganisationen liegt nicht vor.
Vor ihrer Abreise sagten sie folgendes:
Bundesinnenministerin Nancy Faeser:
„Wir reisen heute in die Türkei um unsere tief empfundene Solidarität zu zeigen angesichts der zehntausenden Opfer des verheerenden Erdbebens. Unsere weitere Hilfe und Unterstützung wollen wir bestmöglich koordinieren. Es zerreißt uns allen das Herz, zu sehen, welch unfassbare Verwüstung und welch unendliches Leid dieses Erdbeben in der Türkei und in Syrien verursacht hat.
Es war uns als Bundesregierung sehr wichtig, in enger Abstimmung mit den türkischen Behörden sofort und umfassend zu helfen. Die in Erdbebengebieten erfahrenen Rettungskräfte vom THW, der Bundespolizei und von der Hilfsorganisation International Search und Rescue Germany haben alles getan, um Leben zu retten und noch Verschüttete zu bergen.
Die Überlebenden, die alles verloren haben, brauchen schnell winterfeste Unterkünfte. Das ist die dringendste Hilfe, die wir vor Ort derzeit leisten können. Die Bundeswehr hat mit 20 Flügen mehr als 340 Tonnen Hilfsmaterialien in die Türkei gebracht. Das sind insbesondere Hilfsgüter des THW, aber auch der Bundespolizei, des Bundesgesundheitsministeriums und verschiedener Bundesländer, die sich solidarisch zeigen und unterstützen. Heute transportiert die Luftwaffe erneut 13 Tonnen Hilfsgüter, darunter 100 Zelte, 400 Feldbetten und mehr als 1000 Schlafsäcke in die Türkei. Die vom THW für Nordwest-Syrien bereitgestellten Hilfsgüter umfassen 73 Tonnen, insbesondere Zelte, Decken, Heizungen und Generatoren.
All das ist auch ein Akt europäischer Solidarität und Hilfe in der Not. Das europäische Katastrophenschutzverfahren hat gezeigt, dass eine Vielzahl von Staaten in Krisensituationen schnell, unbürokratisch und zielgerichtet auf Naturkatastrophen reagieren können und einander solidarisch beistehen.“
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock:
„Das Ausmaß der Erdbebenkatastrophe mit aktuell knapp 50.000 Toten ist schon aus der Ferne schier unfassbar und extrem bedrückend. Hinter jedem einzelnen Opfer steht ein Schicksal, stehen trauernde Familienangehörige und Hinterbliebene in Not. In ganz Deutschland nehmen wir Anteil und fühlen mit den Angehörigen, den Verletzten und denjenigen in der Türkei und in Syrien mit, die durch die Beben obdachlos geworden sind. Meine Kollegin Nancy Faeser und ich reisen in die Region, um den Menschen deutlich zu machen: unser Mitgefühl erschöpft sich nicht in Worten und es wird auch nicht nachlassen, wenn die Katastrophe und ihre Folgen in den Nachrichten von anderen Schlagzeilen verdrängt werden. Wir wissen darum, dass der Wiederaufbau den Menschen in der Region enorme Kraft und Energie abverlangen wird. Nach der sehr schnellen praktischen Unterstützung, die die Bundesregierung direkt nach den Beben durch Entsendung von Rettungsteams, Transport von Hilfsgütern, Visaerleichterungen und eine mobile Visaannahmestelle geleistet hat, wollen wir uns deshalb jetzt vor Ort gemeinsam ein Bild machen, Betroffenen zuhören und schauen, wie wir auch weiter bestmöglich helfen und unseren Teil dazu beitragen können, den Menschen wieder eine Perspektive zu geben. Dass die Ausgangsbedingungen in der Türkei und in Syrien sehr verschieden sind – nicht zuletzt durch den andauernden Konflikt in Syrien und dadurch, dass das syrische Regime internationale Hilfsbemühungen für eigene Zwecke instrumentalisiert – ist uns dabei natürlich vollkommen bewusst. Und auch wenn aus diesem Grund die Wege und Mittel der Hilfe sehr verschieden sind: unsere Solidarität mit den Betroffenen ist es sicher nicht – ganz egal wo sie leben.“
BMI / 21.02.2023