Damit Verfahren wie Computertomographie oder Kernspintomographie bei Krebserkrankungen eine noch genauere und schnellere Früherkennung ermöglichen, hat die EU-Kommission den Startschuss für die Europäische Initiative zu bildgebenden Verfahren in der Krebsmedizin gegeben. Ziel ist es, mit datengestützten Lösungen eine schnellere Diagnose und bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten zu ermöglichen. Die Initiative wird eine digitale Infrastruktur schaffen, die Ressourcen und Datenbanken für Bilddaten aus der Krebsmedizin in der gesamten EU miteinander verbindet.
Thierry Breton, Kommissar für den Binnenmarkt, sagte: „Digitaltechnik und künstliche Intelligenz sind für unseren Kampf gegen den Krebs von entscheidender Bedeutung. Die treibende Kraft hinter dieser Technik sind hochwertige Daten. Mit der europäischen Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin werden wir eine Fülle von Daten erschließen und sie in innovative Lösungen für die Krebsversorgung umwandeln. KMU und Start-up-Unternehmen werden dabei eine wichtige Rolle spielen.“
Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit betonte, dass die Initiative wichtige Informationen für die nächste Generation der Krebsdiagnostik und -behandlung liefern wird. Auch trage sie dazu bei, die Früherkennung genauer, schneller und zugänglicher zu machen.
Zugang zu hochwertigeren Daten, Nutzung von künstlicher Intelligenz
Im Rahmen der Initiative – einer Leitinitiative von Europas Plan gegen den Krebs – schaffen technologische Innovationen, die mit dem Datenschutz kombiniert werden, einen vertrauenswürdigen Rahmen für Forscher, Innovatoren, Ärzte und Patienten. Forscherinnen undForscher werden effizienten Zugang zu hochwertigeren Daten erhalten und unser Verständnis der Krankheit verbessern. Innovatoren können datengestützte Lösungen für die Krebsversorgung entwickeln und testen. Die Initiative erleichtert die Entwicklung datengestützter Lösungen und wird es Ärztinnen und Ärzten so ermöglichen, bei klinischen Entscheidungen, Diagnosen, Behandlungen und prädiktiver Medizin schneller und präziser zu handeln. Darüber hinaus wird sie den Datenaltruismus von Bürgerinnen und Bürgern unterstützen, die freiwillig ihre Einwilligung oder Erlaubnis zur Bereitstellung der durch sie generierten Daten erteilen könnten, um die Gesundheitsdatensätze auszubauen.
Eine grenzüberschreitende, interoperable und sichere Infrastruktur, die die Privatsphäre wahrt, wird Innovationen in der medizinischen Forschung beschleunigen. So wird es beispielsweise möglich sein, neue Technologien, die künstliche Intelligenz (KI) nutzen, mithilfe eines großen standardisierten Datensatzes zu trainieren, der vollständig mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) im Einklang steht.
Förderung von Gesundheitsforschung und ‑versorgung mithilfe digitaler Technik
Im Einklang mit der europäischen Datenstrategie und dem europäischen Raum für Gesundheitsdaten ist die Europäische Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin eine der Leitinitiativen von Europas Plan gegen den Krebs. Sie wird die Innovation im digitalen Bereich und den europäischen Datenschutz zusammenführen, um einen vertrauenswürdigen und sicheren Rahmen zu schaffen, der Forschern, Innovatoren und Ärzten Zugang zu wertvollen Daten verschafft.
Große europäische Forschungsorganisationen, -einrichtungen und -unternehmen werden bei der Gestaltung der Infrastruktur zusammenarbeiten, die
- europäischen Klinikärzten, Forschern und Innovatoren einen einfachen Zugang zu großen Mengen von Bilddaten aus der Krebsmedizin ermöglichen wird;
- die Erprobung und Entwicklung von Instrumenten für die personalisierte Medizin zur Förderung von Krebsdiagnose und -behandlung unterstützen wird;
- die Schaffung neuer und die Interoperabilität bestehender Bilddatensätze aus der Krebsmedizin im Einklang mit der europäischen Datenstrategie fördern wird.
Nächste Schritte
Nach dem heutigen Start der europäischen Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin mit zwei Projekten – dem Projekt EUCAIM und der KI-Erprobungs- und Versuchseinrichtung für Gesundheit – dürfte die Gestaltung der gesamteuropäischen digitalen Infrastruktur bis Dezember 2023 abgeschlossen und dürften die Kooperationsmechanismen eingerichtet sein. Die Datenanbieter werden sich dann mit dieser neuen europäischen föderierten Plattform verbinden können. Die erste Version der Plattform wird Ende 2024 freigeschaltet und die endgültige Fassung voraussichtlich bis Ende 2025. Die digitale Infrastruktur wird 2026 voll funktionsfähig sein und ihren Betrieb aufnehmen.
Hintergrund
Das EUCAIM-Projekt im Rahmen der europäischen Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin wird mit 18 Millionen Euro aus dem Programm „Digitales Europa“ (DIGITAL) gefördert. Es handelt sich um ein Großprojekt, mit dem die föderierte europäische Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin auf der Grundlage der Arbeiten im Rahmen des Netzes „KI für Gesundheitsbildgebung“ aufgebaut wird. Das ist ein Cluster von fünf Projekten, die durch das Forschungsprogramm Horizont 2020 unterstützt werden. Die Infrastruktur soll bis 2025 mehr als 100.000 Krebsfälle und mindestens 60 Millionen mit Erläuterungen versehene Bilder aus der Krebsmedizin in einem Bildatlas umfassen. Das Projekt beginnt an 21 klinischen Standorten in 12 Ländern und soll mindestens 30 geografisch verteilte Datenanbieter aus 15 Ländern erreichen.
Die Bilddaten aus der Krebsmedizin werden der KI-Erprobungs- und Versuchseinrichtung für Gesundheit zur Verfügung gestellt, die im Rahmen des Programms „Digitales Europa“ eingerichtet wurde. Dies wird es kleinen und mittleren Unternehmen, die KI-Lösungen für die Krebsversorgung entwickelt haben, ermöglichen, sie unter realen Bedingungen zu testen. Darüber hinaus werden weitere Erprobungseinrichtungen in Betracht gezogen.
Ferner werden die europäischen digitalen Innovationszentren im Rahmen des Programms „Digitales Europa“ die Einführung der für die Initiative relevanten Technik unterstützen. Sie werden die Innovatoren über die rechtlichen Anforderungen und die ihnen zur Verfügung stehenden Erprobungseinrichtungen informieren. Außerdem werden sie eine Reihe von Diensten für Nutzer und Anbieter digitaler Lösungen bereitstellen, z. B. Dienste zur Erprobung vor der Investition („test before invest“), Schulungs- und Vernetzungsmöglichkeiten sowie Zugang zu Finanzmitteln.
EU-Kommission / 23.01.2023
Grafik: EU-Kommission