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Krisenfeste Landwirtschaft braucht natürliche Lebensgrundlagen  

7. BMUV-Agrarkongress „Lebensgrundlagen sichern – Krisen begegnen“ setzt Zeichen für gemeinsame Wege zu nachhaltiger Landwirtschaft

Umweltschutz und Landwirtschaft müssen daher zusammen gedacht werden. Ein besonderes Augenmerk gilt in diesem Jahr dem Bodenschutz als Voraussetzung für eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke eröffnet heute gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und der Exekutivsekretärin des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), Elisabeth Mrema, den diesjährigen BMUV-Agrarkongress. Klimakrise, Artenaussterben und Umweltbelastungen bedrohen die natürlichen Lebensgrundlagen und gefährden damit auch die Landwirtschaft immer stärker. Die Auswirkungen des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine zeigen noch einmal deutlicher, wie verletzlich unsere Agrar- und Ernährungssysteme sind. Umweltschutz und Landwirtschaft müssen daher zusammen gedacht werden. Ein besonderes Augenmerk gilt in diesem Jahr dem Bodenschutz als Voraussetzung für eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung.

Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke: „Auf der Weltnaturkonferenz in Montreal haben wir einen Schutzschirm für unsere Lebensgrundlagen aufgespannt. Das gilt es jetzt umzusetzen, auch in unseren Agrarlandschaften. Die Artenvielfalt erhalten, das Klima schützen, Wasser, Boden und Luft sauber halten – all das kommt auch der Landwirtschaft und unserer Ernährungssicherheit zugute. Gerade krisenhafte Zeiten erfordern den Schulterschluss von Umwelt und Landwirtschaft. Dazu gehört, Nährstoffüberschüsse sowie die Verwendung und das Risiko von Pestizideinsätzen bis 2030 zu halbieren, durch ökologische Ansätze und Produktionsweisen die Landwirtschaft widerstandsfähiger zu machen und den Schutz der Böden als natürliche Lebensgrundlage mit einer großen biologischen Vielfalt voranzutreiben, gerade auch mit gezielten Maßnahmen des natürlichen Klimaschutzes. Damit gehen wir die miteinander verbundenen ökologischen Krisen gemeinsam an und sorgen für eine nachhaltige und krisenfeste Landwirtschaft.“  

Bundeslandwirtschafts- und Ernährungsminister Cem Özdemir: „Ernährung sichern, das heißt de facto auch Frieden und Selbstbestimmung sichern. Daraus kann nur eines folgen: Wir müssen unsere Landwirtschaft zukunftsfest machen. Das bedeutet einerseits, gemeinsam Abhängigkeiten runterzufahren – sei es von energieintensiven Düngern oder importiertem Futter. Andererseits muss das Nutzen und Schützen unserer natürlichen Ressourcen Hand in Hand gehen. Wir schaffen die Voraussetzungen, damit sich die Leistungen der Landwirtschaft für mehr Nachhaltigkeit lohnen. So werden wir bei der EU-Agrarpolitik Zahlungen Schritt für Schritt an den Kriterien Klima-, Umwelt-, Arten- und Tierschutz ausrichten. Und mit dem 900 Millionen Euro starken Wald-Klima-Paket unterstützen wir die Waldbesitzenden dabei, unsere Wälder zukunftsfest zu machen. In diesem Sinne gehen wir auch die nächsten Schritte gemeinsam, egal ob auf dem Acker, im Stall, Wald oder Moor.“

Eine krisenfeste Landwirtschaft ist auf funktionierende Ökosysteme angewiesen. Umwelt und Landwirtschaft sind gemeinsam gefordert, diese Lebensgrundlagen zu erhalten – als Voraussetzung eines nachhaltigen Ernährungssystems. Ein Schlüssel für sichere Ernten und eine krisenfeste Landwirtschaft sind unsere Böden. Intakte, lebendige und fruchtbare Böden nehmen Wasser besser auf und speichern es. Damit mildern sie die Folgen von Klimakrise und Extremwetterereignissen. Gesunde Böden sind ein Hort der biologischen Vielfalt und ein komplexes Ökosystem. Als bedeutender Kohlenstoff-Speicher sind humusreiche Böden ein wichtiger Faktor für wirksamen Klimaschutz. Das Bundesumweltministerium (BMUV) strebt daher an das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, das entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Böden enthält, noch im ersten Quartal ins Kabinett zu bringen. Darüber hinaus arbeitet das BMUV aktiv an der geplanten neuen europäischen Bodenschutzregelung mit und prüft derzeit auch Änderungen am deutschen Bodenschutzrecht. Bereits anlässlich des 6. Agrarkongresses vor einem Jahr haben Bundesumweltministerin Lemke und Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir eine strategische Allianz zwischen Umwelt und Landwirtschaft begründet. Die Zusammenarbeit kommt Umwelt, Natur und Klima ebenso zugute wie den Landwirt*innen und vor allem auch den Verbraucher*innen.

Die Erkenntnis, dass Landwirtschaft und Umweltschutz nur gemeinsam funktionieren, setzt sich langsam auch weltweit durch. So wurde auf der Weltnaturkonferenz in Montreal im Dezember nicht nur ein Aktionsplan zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt im Boden beschlossen, die Staatengemeinschaft hat sich auch dazu verpflichtet, Nährstoffüberschüsse und das Risiko von Pestizideinsätzen bis 2030 zu halbieren. Auch die Übereinkunft, biodiversitätsschädliche Subventionen bis zum Jahr 2030 in Höhe von weltweit 500 Milliarden Dollar pro Jahr abzubauen und stattdessen positive Anreize zu erhöhen, unterstreicht die Notwendigkeit von Veränderungen. Die Beschlüsse geben dem Ziel der Bundesregierung Rückenwind, mit der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik stärker auf eine Honorierung von Umweltleistungen setzen zu wollen – und sich für die GAP nach 2027 verstärkt für die Verankerung des Prinzips „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ einzusetzen.

Hintergrund:

Der 7. Agrarkongress des BMUV steht unter der Überschrift „Lebensgrundlagen schützen, Krisen begegnen“ und bietet ein hochrangig besetztes Forum, um über Vorschläge für eine krisensichere und nachhaltige Landwirtschaft zu diskutieren. Neben Bundesumweltministerin Lemke nehmen Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, die Exekutivsekretärin des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), Elizabeth Maruma Mrema, die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Sabine Riewenherm, die Politökonomin, Prof. Dr. Maja Göpel und der Meteorologe Sven Plöger am ersten Teil des Agrarkongresses teil. In weiteren Panels beteiligen sich der Staatssekretär im BMUV, Stefan Tidow, die Staatssekretärin im BMEL, Silvia Bender, und der Staatssekretär im BMWK, Dr. Patrick Graichen, an der Diskussion über Wege hin zu einer krisenfesten Landwirtschaft. Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMUV, Dr. Bettina Hoffman, wird das Schlusswort sprechen. Weitere Teilnehmer*innen sind neben dem Landwirtschaftsminister des Landes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, dem Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow, dem Vorsitzenden des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Olaf Bandt, weitere Verbändevertreter*innen, Wissenschaftler*innen und sowie Praktiker*innen aus Landwirtschaft und Naturschutz.

BMUV / 17.01.2023

Foto: BMUV / Sascha Hilgers

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