Es gibt halt verschiedene Arten von Kerlen, meint Kalle: Ghettokinder, Nerds, Frauenschläger, Gentlemen und eben Kalle.
Er sieht sich nicht als das Ghettokind, das alle in ihm sehen. Er ist anders, will hoch hinaus und weg von der sozial benachteiligten Wohnbausiedlung in Marzahn-Hellersdorf, in der er aufwächst.
Einen Job kriegen. Vor allem aber möchte er ein besserer Vater sein als sein eigener es je war.
Doch in dieser Gegend aufzuwachsen ist schwer und Kalle muss Nerven aus Stahl haben, um gegen sein scheinbares Schicksal anzukämpfen.
KALLE KOSMONAUT ist ein hautnahes Porträt eines Jungen, der in den Fängen der vernachlässigten Strukturen Ostdeutschlands normalerweise keine Chancen hätte.
Wenn es um eine nicht funktionierende Hilfeleistung für Jugendliche geht, ist KALLE KOSMONAUT präzise, respektvoll und echt. Zwischen Drogen und Dönermessern, zwischen Rap und Polizei findet diese Zeichnung einer Jugend immer genau die Zeit, um das zu beschreiben, was meistens unbeschrieben bleibt: das Weitergeben der eigenen Erziehung trotz des Wunsches, es anders machen zu können; ein Mangel an Präventionsmaßnahmen; ein nicht funktionierendes Resozialisierungsprogramm.
KALLE KOSMONAUT fragmentiert und beschäftigt sich mehr mit Folgen als mit Ursachen, was sowohl dabei hilft, Vorurteile abzubauen, verbaut sich gleichzeitig dadurch aber auch die Möglichkeit, mehr emotionale Verbindungen zu schaffen. Er sei nichts mehr als ein herausgebrochenes Stück Asphalt, erzählt Kalle. Dieser Film jedoch beschreibt die ganze Straße mit all ihren abgebrochenen Stücken zwischen Autos, Reinigungskräften und Passanten.
Dieser Dokumentarfilm lässt uns fragend zurück. Ist dein Leben vorbestimmt oder können wir es schaffen, es selbst zu ändern? Dieser Film ist für junge Menschen ab 14 Jahren.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) / FBW-Jugend Filmjury / 23.01.2023
Foto: FBW-Jugend Filmjury