Bei dem seit Monaten andauernden Volksaufstand in Ostkurdistan und Iran sind nach Recherchen einer Menschenrechtsgruppe mindestens 522 Menschen von Regimekräften getötet worden. Unter den Opfern seien auch 70 Minderjährige, berichtete die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA am Sonntag. Außerdem seien 68 Polizei- und Sicherheitskräfte getötet worden.
Die Proteste erfassten seit ihrem Beginn Mitte September mehr als 160 Städte im Land, so der HRANA-Bericht. Fast 20.000 Menschen seien seither verhaftet worden – 110 von ihnen mit Anklagen, die laut den islamistischen Gesetzen im Iran zu einem Todesurteil führen könnten. Vier Demonstranten wurden bereits hingerichtet. Die Zahl aller aufgrund ihrer Teilnahme an der Revolte verurteilten Personen liegt laut HRANA derzeit bei 721.
Der Volksaufstand in Iran hat sich vor vier Monaten am gewaltsamen Tod von Jina „Mahsa“ Amini entzündet. Die 22-Jährige aus der kurdischen Stadt Seqiz (Saqqez) war am 13. September während eines Familienbesuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran von der sogenannten Sitten- und Religionspolizei festgenommen worden, weil sie gegen die Kleiderordnung des klerikalfaschistischen Regimes verstoßen haben soll.
Unter dem Vorwand, sie einer „Aufklärungs- und Schulungsmaßnahme“ zu den Kleidervorschriften zu unterziehen, wurde Amini auf eine Polizeiwache gebracht. Dort wurde auf die junge Frau nach Angaben von Zeuginnen brutal eingeprügelt, vorzugsweise auf den Kopf. Sie brach zusammen und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Am 16. September erklärten die Behörden sie offiziell für tot. Die Teheraner Klinik, in der Amini im Koma lag, hatte nach ihrem Tod mitgeteilt, dass sie bereits bei der Aufnahme hirntot gewesen sei. Die erste Demonstration fand am 17. September bei Aminis Beerdigung in Seqiz statt.