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Literat*innen Gruppe würdigte Wolfgang Borchert

Wolfgang Borchert, einer der Gründerfiguren der modernen deutschen Literatur, wurde mit einer Veranstaltung in Hamburg gewürdigt

Wolfgang Borchert, einer der Gründerfiguren der modernen deutschen Literatur, wurde mit einer Veranstaltung in Hamburg gewürdigt

ALMANYALILAR- Hamburg ist nach wie vor eine der wenigen wichtigen Städte, in denen das Herz der Literatur schlägt, und in den letzten Jahren fand eine Vielzahl von Veranstaltungen nach der anderen statt.

Die „Literat*innen Gruppe“, die sich seit einem Jahr mit neuartigen Veranstaltungen in Hamburg einen Namen gemacht hat, hat wieder eine besondere Veranstaltung organisiert. Der Dichter, Dramaturg und Erzähler Wolfgang Borchert wurde mit einer Gedenkveranstaltung gewürdigt.

Süleyman Deveci erläuterte kurz die Gründe für die Notwendigkeit einer solchen Veranstaltung und die Bedeutung von Wolfgang Borchert und seiner Literatur in diesen Tagen des seit Monaten andauernden Krieges mitten in Europa.

In seiner Eröffnungsrede erläuterte der Autor Süleyman Deveci, warum es einer solchen Veranstaltung bedurfte und warum man Wolfgang Borchert wieder in Erinnerung rufen und ihn eingewanderten Literaturliebhabern, die ihn nicht kennen, vorstellen wollten. Er erklärte, dass der Krieg im Herzen Europas seit Monaten vor den Augen der Welt stattfand, dass Wolfgang Borchert die Brutalität des Krieges in seinen vielen Dimensionen zum Ausdruck gebracht hatte und dass die Literatur den Weg der Menschheit in diesen dunklen und pessimistischen Tagen beleuchtet.

Der Dichter Okan Oruk präsentierte Beispiele von Gedichten des Dichters Wolfgang Borchert

Nach der Eröffnungsrede las der Dichter und Schriftsteller Okan Oruk Auszüge aus Borcherts Gedichten. Wer kann einen Dichter besser vermitteln als ein Dichter? Während der Veranstaltung las Oruk Beispiele aus verschiedenen Gedichten des Dichters Borchert. Er präsentierte während der Veranstaltung Beispiele aus den ersten Lehrlingsjahren des Dichters bis hin zu seiner Meisterschaft in den Übersetzungen von Behçet Necatigil. Der Vortrag, der mit dem berühmten Gedicht „Sag nein!“ des Dichters Borchert endete, drang in die Tiefen des menschlichen Herzens.

Der Autor Ilhami Akter gab Informationen über das Leben von Wolfgang Borchert aus seiner Biographie

Der Schriftsteller İlhami Akter las eine Kurzbiografie Borcherts und beschrieb wichtige Ereignisse im Leben des Autors. Er erzählte von den Kindheitsjahren des in Hamburg geborenen und aufgewachsenen Borchert, von seiner ersten Bekanntschaft mit der Poesie, dann von seiner Einführung in das Theater, von seinem Eintritt in die Armee und davon, dass er nach einer kurzen Ausbildung von Front zu Front getrieben wurde. Indem er die wichtigen Punkte im Leben des Autors ansprach, erwähnte Akter die Schwierigkeiten, denen Borchert während des Krieges ausgesetzt war, wie er überlebte, wie er mit tödlichen Krankheiten nach Hause zurückkehrte und dass es ihm gelang, viele unvergessliche Werke in sein kurzes verbleibendes Leben zu integrieren.

Die Journalistin Aine Zine Clifford präsentierte Beispiele aus den unvergesslichen Werken des Erzählers Wolfgang Bochert

Aine Clifford, die an der HAW Medien und Kommunikation studiert, hat Auszüge aus den berühmten Werken des Erzählers Wolfgang Borchert vorgetragen. In seiner Kurzgeschichte „Die Küchenuhr“ schreibt Borchert über die Grausamkeit des Krieges und seine Auswirkungen auf die Menschen. „Die Küchenuhr“, eines der bekanntesten Werke der Zerstörungsliteratur, erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der nach einem Bombenabwurf während des Krieges seine Familie und sein Haus verliert. Die Küchenuhr, das Hauptmotiv des Werks, ist der einzige Gegenstand, den der Protagonist nach der Bombardierung noch in den Händen hält. Die Küchenuhr, die in dem Moment stehen geblieben ist, als die Bombe abgeworfen wurde, symbolisiert, dass in dem Moment, in dem die Bombe abgeworfen wurde, alles stehen geblieben ist und nichts mehr so funktionieren wird wie früher. In diesem Zusammenhang wird hervorgehoben, wie wichtig und wertvoll die Ereignisse sind, die im täglichen Leben gewöhnlich und unbedeutend erscheinen, wenn sie nicht mehr erlebt werden können.

In seiner Erzählung „Nachts schlafen die Ratten doch“ wird deutlich, dass Borcherts Sprache, die harte Realität und Fiktion, die Welt voller Schmerz und Zerstörung jener Zeit mit dem alles andere als fügsamen Charakter der Literatur verbindet, mit unerbittlichem Enthusiasmus, subtilem Humor und Vitalität eine einzigartige Perspektive auf die Dunkelheit des Krieges bietet. Wir erleben, dass Borcherts Stimme auch heute noch laut und deutlich zu hören ist und dass er auch mit dieser Geschichte den Weg der Menschheit beleuchtet.

Autorin Gülderen Arik informierte über die Literatur des Meistererzählers Borchert und las aus seinen Geschichten

Die Autorin Gülderen Arık präsentierte auch Auszüge aus den Erzählungen von Wolfgang Borchert: In der Geschichte „Kegelbahn“ befinden sich Soldaten in den Schützengräben. In der Geschichte sprechen die Soldaten über Waffen, Töten und Krieg. Die Absurdität des Krieges wird mit großem Geschick und einem ungeheuer kritischen Stil vermittelt. In der Erzählung „Das Brot“ schildert er auf einfache Weise die Situation der Menschen, die in den Nachkriegsjahren mit Hunger zu kämpfen haben. Ein Ehepaar isst seit Jahren drei Scheiben Brot pro Tag. Eines Tages jedoch geht der verheiratete Mann mitten in der Nacht heimlich in die Küche und isst eine weitere Scheibe Brot. Die Frau, die den Lärm bemerkt und in die Küche geht, trifft ihren Mann und erkennt die Situation. Aber sie wechselt das Thema und ignoriert den Vorfall. Am nächsten Tag wird sie mit einer angemessenen diplomatischen Sprache den Anteil ihres Mannes an der Scheibe Brot erhöhen, indem sie auf ihr eigenes Anrecht verzichtet.

Der Autor Süleyman Deveci las einen kritischen Text (siehe unten) über Wolfgang Borchert und seine Geschichten. In seinem Vortrag ging Deveci umfassend auf Borcherts Verhältnis zur Literatur ein, welche Entwicklungsprozesse er durchlief, wie er welche großen Werke in sein kurzes Leben einordnete und wie Borcherts Schriften durch die Herstellung eines Bezugs zu heute noch aktuell sind.

Die Gruppe kündigte an, dass sie ihre Aktivitäten nach den Winterferien fortsetzen wird

Mit dieser letzten Veranstaltung des Jahres gab die Gruppe bekannt, dass sie in die Winterpause geht und die neue Saison mit dem Poetry Slam 2 im Februar beginnen wird.

05.12.2022

 

Süleyman Deveci: Über Wolfgang Borchert und seine Erzählungen

Wolfgang Borchert ist in der Türkei kein unbekannter Name, vor allem unter den Erzählungs- bzw. Kurzgeschichtenliebhabern. Seinem Namen begegnet man besonders wenn man von Nachkriegs- oder Trümmerliteratur, genauer gesagt von Deutschen Kurzgeschichten redet. So einem faszinierenden Literat mit so einer kleinen Veranstaltung zu gedenken ist natürlich nicht ausreichend. Über ihn könnte man tagelang reden, Konferenzen organisieren oder eben besondere Gedenkveranstaltungen ins Leben rufen. So wie die Deutschen Kurzgeschichten in der heutigen Literaturgattung auch, ist er fast in Vergessenheit geraten. Wir möchten ihn als Hamburger „Literat*innen Gruppe“ andenken, an seinen verdienten Platz in der universellen Erzählkette erinnern und mit dieser bescheidenen Veranstaltung unseren Dank für das, was er geschrieben hat ausdrücken. Denn sein Weg erhellt auch unser Verständnis von Literatur in diesen kalten und dunklen Tagen, in denen wir die konkreten Winde der Kriegstreiberei und Kriegsgehetze jeden Tag mehr spüren. Er erinnert uns noch einmal daran, was Krieg bedeutet, dass der Krieg kein Spaß ist, sondern, dass er Schmerz, Tod, Blut, Bomben, Schießpulver, Tränen, Wunden, Flucht und Zerstörung bedeutet.

Mit einer so kleinen Versammlung können wir weder ausreichend über die Grausamkeit des Krieges noch über die vielschichtige literarische Tiefe Borcherts oder seine Identität als Dichter, Dramatiker und Geschichtenerzähler informieren. Als wäre das nicht genug, ist es für uns eine neue Erfahrung, denn auch wenn unsere begrenzten Deutschkenntnisse hinzukommen, setzen wir auch in Zukunft unseren Weg mit dieser und ähnlichen Veranstaltungen fort, die wir für notwendig halten und welche wir als „Verantwortung von Intellektuellen und Literaten“ bezeichnen. Allein die Tatsache, dass wir ihm heute hier gedenken, ist ein Beweis für den Reichtum seiner erzählerischen Kraft, für das Ausmaß der Wirkungen, die der Zauber seiner Literatur bei uns hinterlassen hat, und dafür, dass er zu den Meistern der Deutschen Literatur gezählt werden muss. Ein junges, aber riesiges Talent, das seine ganzen Erfahrungen in die wenigen verbleibenden Jahre seines Lebens verpackt hat. Wer würde einen solchen Einfluss vergessen wollen?

Wir wissen dank Wikipedia, dass Borchert mit 15 Jahren begann seine Gedichte zu schreiben. Am Tag verfasste er fünf bis zehn Gedichte. Er erzwang jedoch ein solches Schreiben nie, seine Gedichte entstanden wenn er die nötige Inspiration und den Rausch dafür hatte. Er bräuchte laut diesen Angaben für ein Gedicht etwa die selbe Zeit die nötig sei, die gleiche Menge an Worten aus einem Buch abzuschreiben. Hinterher das Ergebnis zu feilen oder zu ändern, könne er nicht. Seine Vorbilder aus dieser Zeit waren Rainer Maria Rilke, Hölderlin, Benn und Trakl. Er trug seine Gedichte seinen Eltern vor oder warb damit um Frauen. Seine Versuche aus dieser Zeit betrachten einige als mangelhaft und nannten ihn ein „Allesversucher und Nichtskönner“.

Ob er in der Tat so unfähig war, sollen die Lyriker bewerten. Ich will und werde versuchen über seine Laufbahn ein wenig zusammenzufassen: Mit 15 Jahren also beginnt ein junger Mann mit der Literatur. Er entdeckt die magische Kraft der Wörter. Es mag sein, dass seine Intention war seine Eltern oder Mädels zu beeindrucken, doch selbst wenn es so war, ist es heute irrelevant. Für seine literarische Laufbahn aber ist wichtig, dass er nach 2-3 Jahren neben der Poesie auch seine Leidenschaft für das Theater entdeckt. Zuerst war er Schauspieler, dann Autor. Wie wir aus seiner Biografie wissen, sollen seine schulischen Leistungen während dieser Zeit ziemlich gelitten haben. Das ist für mich ein Zeichen, dass er seine neu-entdeckten Beschäftigungen ernst nimmt, dass diese neue Welt in seinem Alltag einen immer größeren Platz einnimmt.

Warum ich statt mit seinen späteren Erzählungen mit dieser Vorgeschichte angefangen habe? Weil es ohne diese beiden Entwicklungen nicht möglich ist, seine Erzählungen vielseitig und gründlich zu verstehen und zu analysieren. Seine magische Erzählkraft liegt also auch in seiner literarischen Biografie.

Gleich nach seiner Militärgrundausbildung muss er an die Front. Wie streng seine Umstände um ihn herum sind und sein Ungehorsam, gehen aus seinem Briefwechsel mit Verwandten und Freunden zu dieser Zeit hervor. Er wird von Front zur Front geschickt. Die Erfahrungen und Erlebnisse aus dieser Zeit finden wir am besten in den Kurzgeschichten, die er nach dem Krieg geschrieben hatte wieder. Die Kriegszeiten bedeuteten auch für ihn großes Leid, Einsamkeit, Elend und tödliche Krankheiten. Er überlebt Bestrafungen, Versetzungen und den Tod. Alles was er in den Kriegsjahren erlebt hat, was das ganze in seinem Herzen und Kopf verursachte, erfahren wir Stück für Stück in den nach den Kriegsjahren geschriebenen Werken. So wie er seine Erzählungen veröffentlicht, entsteht mit der Zeit eine neue Literatur aus den Trümmern des Landes.

Im Jahre 1946 erschien „Die Hundeblume“ mit 12 starken Kurzgeschichten. Liebe, Lebenswille, Hoffnung, Wärme und Sehnsucht, sind die ersten Wörter, die diese Kurzgeschichten in den Sinn rufen. Wir werfen einen unangenehmen Blick auf einen Gefangenen, wie die Umstände seiner Seele wehtun und wie dieser junge Meister von allen Facetten dieser wehrlosen Brutalität hoffnungsvoll erzählt. In der realen Welt verlor Borchert einen Finger durch eine Schussverletzung. Er wurde daraufhin angeklagt. Die Anklageschrift lautet “Verdachts auf Selbstverstümmelung”, damit er nicht an die Front geschickt werden und beim Krieg mit machen muss. Es wird die Todesstrafe gefordert. Bis zum Prozess wurde er einige Monate inhaftiert und letztendlich freigesprochen bzw. nochmals an die Front zwangsversetzt. Diese Geschichten sind eigentlich nur kleine Ausschnitte aus dem, was er in diesen Monaten im Gefängnis erlebt hat. Die Spuren, die das, was er erlebt und gesehen hat, in seiner Seele hinterlassen haben, werden wir auch in seinen späteren, ähnlichen Werken sehen. Er soll in dieser Zeit im Gefängnis tatsächlich eine Hundeblume gepflückt haben, und dafür eine Woche Zellenstrafe bekommen haben.

Bis zu seinem Tod in 1947 schrieb Borchert die Bücher „An diesem Dienstag – Neunzehn Geschichten“ und „Liebe blaue graue Nacht – Verstreute und nachgelassene Erzählungen“. Insgesamt schrieb er also drei Kurzgeschichten Bücher, sowie das berühmte Theaterstück „Draußen vor der Tür“ und etliche Essays, Gedichte, Rezensionen und Fragmente.

(In seinem Gesammelten Werk befinden sich 51 Gedichte aus seiner Lehrlingszeit. Die Kurzgeschichten sind in der Rheinfolge: „Hundeblume“, „Die Krähen fliegen abends nach Hause“, „Stimmen sind da in der Luft – in der Nacht“, „Gespräch über den Dächern“, Generation ohne Abschied“, „Eisenbahnen, nachmittags und nachts“, „Bleib doch, Giraffe“, „Vorbei vorbei“, „Die Stadt“, „Hamburg“, „Billbrook“, „Die Elbe“. Also 12 Kurzgeschichten in diesem Werk.

Seine zweites Buch mit dem Namen „An diesem Dienstag“ beinhaltet die folgenden 19 Kurzgeschichten: „Die Kegelbahn“, „Vier Soldaten“, „Der viele viele Schnee“, „Mein bleicher Bruder“, „Jesus macht nicht mehr mit“, „Die Katze war im Schnee erfroren“, „Die Nachtigall singt“, „Die drei dunklen Könige“, „Radi“, „An diesem Dienstag“, „Der Kafee ist undefinierbar“, „Die Küchenuhr“, „Vielleicht hat sie ein rose Hemd“, „Unser kleine Mozart“, „Das Känguruh“, „Nacht schlafen die Ratten doch“, „Er hatte auch viel Ärger mit den Kriegen“, „ Im Mai, im Mai schrie der Kuckkuck“, „Die lange lange Straße lang“.

Im dritten Kurzgeschichten Buch „Liebe blaue graue Nacht“ lauten die Erzählungen: „Requiem für einen Freund“, „Das Brot“, „ Tui Hoo“, „ Marguerite, Die traurigen Geranien“, „Später Nachmittag“, „Die Kirschen“, „Das Holz für morgen“, „Alle Milchgeschäfte heißen Hinsch“, „Der Stiefzahn oder Warum mein Vetter keine Rahmbonbon mehr ißt“, „Das Gewitter“, „Die Mauer“, „Ein Sonntagmorgen“, „Lesebuchgeschichten“, „Liebe blaue graue Nacht“, „Merkwürdig“, „Preußens Gloria“, „Ching Ling, die Fliege“, „Maria, alles Maria“, „Hinter den Fenstern ist Weihnachten“, „Die Professoren wissen auch nix“, „Schischyphusch oder Der Kellner meines Onkels“, „Von drüben nach drüben“, „Gottes Auge“. Das heißt 23 Kurzgeschichten. )

Wolfgang Borchert kehrt nach dem Krieg nach Hause zurück und wird mit 54 Kurzgeschichten zum Pionier der Trümmerliteratur. Wie ist das möglich? Es ist ganz einfach: Die Antwort liegt in den Kurzgeschichten. Was sind sie, was steckt hinter ihren Geschichten?

Er hat vielleicht nicht alle Aspekte der Gewalt des Krieges gesehen. Aber es ist absurd, ihm die Schuld dafür zu geben. Wer seine Werke ernsthaft und kritisch liest, kann leicht erkennen, dass ein junger Mann darum ringt, das zu beschreiben, was er erlebt hat. Einerseits handeln sie von diesen tiefen, schmerzhaften Traumata, andererseits von allen möglichen Gefühlen und Gedanken, die mit dem Wissen einhergehen, dass er sich nicht in kurzer Zeit erholen und dieses Leben verlassen wird. Ein junger Mann hinterlässt mit seinem Seelensturm viele Spuren. Er will nicht vergessen, was er erlebt hat, denn auch die zerstörerischen Dimensionen des Krieges dürfen nicht vergessen werden.

Die strengen Regeln, die für ihn, wie für jeden Künstler, gelten, ändern sich nicht. Es gibt so viele Eifersüchtige wie Liebende unter seinen Leserinnen und Lesern. Ich bin auch auf viele hässliche Etikettierungen gestoßen, wie z. B. Er sei lediglich ein Minimalist, der in kurzen Sätzen schreibt, der Genozid wurde in seiner Literatur nie erwähnt, seine Werke seien nichts mehr als die bedauernswerten Traumata eines ehrgeizigen jungen Mannes, der Geisteszustand eines kranken Mannes und so weiter. Aber warum sollte man ihn deshalb angreifen, als wären das ein Verbrechen? Wir haben mit einem 26 Jahren alten Mann zu tun, der bevor er seine Jugendzeit gelebt hat, aus einem der tödlichsten Kämpfe der Welt zurückgekehrt ist und dazu schwere Wunden und Schläge an Körper und Seele erlitten hat. Er kann aber schreiben. Er schwingt eine Feder, die sogar sehr gutes schreibt. Wäre mehr nicht zu viel verlangt? Ist das nicht eine Ungerechtigkeit ihm gegenüber?

Er lobt den Krieg nicht, propagiert den Nationalismus nicht, gibt keine Ratschläge. Er versucht lediglich, die Momente, die Einschnitte und die Zeit in der er sich befand mit so vielen Dimensionen, wie es ihm mit großem Geschick gelingt, zu beschreiben. Ich glaube, das ist der Schlüssel zum Erfolg dieses Schriftstellers, eines Meisters, eines Literaten, der seiner Zeit weit voraus war. Er macht Propaganda für Liebe, nicht für Hass und Groll in seinen Erzählungen. Wie jeder Literat unterstreicht er die Notwendigkeit von Hoffnung, der Weitergabe, von Kritik und Hinterfragung. Sein Aufschrei, seine Warnungen, seine Botschaft nicht so leicht allem zu glauben, nicht alles zu bejahen, sondern im Gegenteil, den sich nähernden Kriegstrommeln nicht nachzugeben, oder um es in seinen Worten zu sagen: „sagt Nein“, sind auch heute noch lebendig und brennend aktuell.

Aus diesem Anlass gedenken wir ihm noch einmal mit Liebe und Respekt und hoffen, dass seine Werke wieder gelesen, besprochen und in Erinnerung behalten werden.

Süleyman Deveci / 03.12.2022

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