Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) appelliert an das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Franziskus, sich während seines morgen beginnenden Bahrein-Besuches für wirkliche Glaubensfreiheit einzusetzen: „Obwohl christliche Gläubige in Bahrain nicht verfolgt werden, haben sie dort keine wirkliche Glaubensfreiheit. Die gibt es nur, wo alle Menschen das Recht haben ihren Glauben zu wechseln. Muslime haben dieses Recht in Bahrain sowie den meisten islamisch geprägten Ländern nicht“, erinnert Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV. „Zudem versucht die in Bahrain herrschende sunnitische Dynastie Al Khalifa von der Verfolgung der schiitischen Mehrheit des Landes abzulenken.“
Fast zwei Drittel der einheimischen Bevölkerung sind schiitische Muslime. Diese werden massiv diskriminiert und verfolgt, während die sunnitische Minderheit den Staat vollständig beherrscht. „Immer wieder versucht die sunnitische Herrscher-Dynastie die Proteste der schiitischen Bevölkerung auch mit Panzern aus Saudi-Arabien niederzuschlagen. In den Gefängnissen sitzen viele Oppositionelle. Dort herrschen Folter und Misshandlung“, berichtet Sido. „Der Papst sollte ein Zeichnen setzten und die Herrschenden auffordern, einen echten Dialog mit der Mehrheit der Bevölkerung zu beginnen und alle etwa 4.000 schiitischen Gefangenen aus den Gefängnissen freizulassen.“ Anders als die Machthaber behaupten, handele sich nicht um einen inner-islamischen Streit: es gehe um klassische Unterdrückung, um zu herrschen. Ein Einsatz des Papstes für die verfolgten Schiiten in Bahrain, der die Glaubensfreiheit als universelles Recht verteidigt, könne die Glaubwürdigkeit des Vatikans stärken.
In Bahrain bekennen sich von rund 1,4 Millionen Einwohnern etwa 80.000 zum Katholizismus, die meisten davon sind Arbeitsmigranten aus Südostasien oder den Philippinen. In Bahrain gibt es zwei Kirchen, eine von 1939 und die andere von 2021.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) / 02.11.2022