Trotz Verbot und einem massiven Polizeiaufgebot sind zahlreiche Frauen in Istanbul auf die Straße gegangen, um zum Tag gegen Gewalt an Frauen gegen Unterdrückung und für ein Leben in Freiheit zu demonstrieren. Von verschiedenen Startpunkten in der Bosporus-Metropole versuchten die Demonstrantinnen, zum Tünel (Station der historischen Standseilbahn) zu ziehen. Doch die Polizei hatte die Innenstadt schon am Nachmittag weiträumig abgesperrt, in allen Nebenstraßen patrouillierten sogenannte Anti-Aufruhr-Trupps und Spezialeinheiten. Über dem Stadtteil Beyoğlu kreiste zeitweise ein Hubschrauber, an einigen Punkten waren gepanzerte Polizeifahrzeuge in Stellung gebracht worden. Dennoch gelang es einer größeren Gruppe von Frauen, sich auf der General-Yazgan-Straße zu sammeln und Richtung Istiklal aufzubrechen.
„Von Rojava bis Rojhilat – Kämpfende Frauen schreiben Geschichte“
Aufgerufen zu der Demonstration hatte das „Frauenbündnis 25. November“, protestiert wurde unter der Losung „Für unsere Freiheit sind wir laut und geben unser Leben nicht auf – Nein zu patriarchaler und staatlicher Gewalt“. Die Teilnehmerinnen hielten Schilder und Transparente hoch, auf denen unter anderem „Nicht uns Frauen aufhalten, sondern männliche Gewalt“ und „Von Rojava bis Rojhilat – Kämpfende Frauen schreiben Geschichte“ zu lesen war. Laut und kämpferisch wurde „Jin Jiyan Azadî“, „Keine mehr“ und „Wir schweigen nicht, wir fürchten uns nicht, wir gehorchen nicht“ gerufen. Auch fiel immer wieder der Name der inhaftierten HDP-Abgeordneten Semra Güzel, es folgte der Satz „Sie ist unsere Würde“. Inmitten des großen Polizeikessels wurden auch die Namen von Frauen genannt, die in der Türkei oder durch die Hand des türkischen Staates zu Opfern von Femizid wurden. Nach jedem Ruf antworteten die Demonstrantinnen: „Hier!“