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Schweigend steht der Wald

Kino

Ein dicht erzählter Mysterythriller und eine komplexe Aufarbeitung historischer Verbrechen – Saralisa Volms Spielfilmdebüt überzeugt auf allen Ebenen.

Ein dicht erzählter Mysterythriller und eine komplexe Aufarbeitung historischer Verbrechen – Saralisa Volms Spielfilmdebüt überzeugt auf allen Ebenen.

Anja ist Forststudentin und im Rahmen eines Landvermessungsprojekts in der Oberpfalz unterwegs. Als sie im Rahmen ihrer Untersuchungen auf Spuren von vergrabenen Leichen stößt und dazu ein grausamer Mord geschieht, spürt Anja, dass die kleine Gemeinde mehr als ein gemeinsames Geheimnis verbirgt. Ein Geheimnis, das schon lange besteht. Umhüllt vom düsteren Schweigen des immer dunklen Waldes.

Düster sind die Bilder in Saralisa Volms Spielfilmdebüt „Schweigend steht der Wald“, und düster wirken auch die Figuren. Das Graue, das Erdbraune, das Dunkelgrüne – aus dieser Farbpalette zieht der Film seine bedrückende Atmosphäre. Die Geschichte entspinnt sich zunächst langsam und zögerlich, das Unheil wabert nebelhaft konstant über der Szenerie. Doch Wolfram Fleischhauers Drehbuch (basierend auf seinem eigenen Roman) setzt geschickt Plot Points wie ein brachiales Gewaltverbrechen, um die Spannung Stück für Stück zu erhöhen und die Zuschauenden zu Komplizen Anjas zu machen, die in der Geschichte die Verbindung bringt zwischen dem spannenden Kriminalfall und eines viel größeren Verbrechens, das bis in eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zurückgreift, in die Zeit der systematischen Tötung von Menschen durch das nationalsozialistische Regime, unter nicht seltener Mithilfe von Zivilisten. Henriette Confurius ist als Anja mehr als überzeugend in ihrer beobachtenden, leisen Art, die gut zur stillen, eigenbrötlerischen Umgebung passt. Dennoch ist sie es, die einen kritischen Blick von außen auf die verschworene Dorfgemeinschaft wirft und die Strukturen, die so hart sind wie die knorrigen Wurzeln der Bäume im Wald, aufbrechen will. Koste es, was es wolle. August Zirner als ehemaliger Polizeichef des Dorfes und Robert Stadlober als sein Sohn und Nachfolger sind ebenso überzeugend in ihren ambivalenten Rollen wie auch der Rest der Dorfbewohner:innen, deren Einsilbigkeit und Schweigen zur geheimnisvoll unheilschwingenden Stimmung beitragen. Der Wald selbst wird zum zusätzlichen Protagonisten. Kongenial in Szene gesetzt durch die Kamera von Roland Stuprich und unterstützt von Malakoff Kowalskis atmosphärischem Score wird hier die perfekte Kulisse für eine düstere Geschichte geboten, die sich mit der Geschichte Deutschlands auseinandersetzt und als Anklage gegen die Vertuschung grausamer Verbrechen gesehen werden kann. Denn der Wald, so die Aussage des Films, mag schweigen. Doch vergessen wird er nie.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) / 24.10.2022

Foto: Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)

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