Der vor wenigen Tagen vorgestellte bundesweite Ländermonitor für Frühkindliche Bildungssysteme malt für Hamburg ein düsteres Bild: wie von ver.di schon lange befürchtet, ist das Kita-System bei weitem nicht auskömmlich – mit dramatischen Folgen für Kinder, Eltern und Beschäftigte. Zwar gab es in Hamburg einen Ausbau der Kapazitäten und des Personals – doch reicht beides lange nicht aus. Nicht alle Eltern bekommen Plätze für ihre Kinder. Aufgrund der zu großen Gruppen und des fehlenden Personals leidet die Qualität in der frühkindlichen Bildung.
Die Große KITA – Demo findet statt
am Dienstag, 1. November 2022 ab 17:30 Uhr
Treffpunkt: Dammtorbahnhof/Seite CCH
Abschlusskundgebung: Reesendammbrücke/Jungfernstieg
Hintergrund: Der ver.di-Kita-Personalcheck hatte bereits vor zwei Jahren festgestellt, dass in Hamburg gut 4000 Fachkräfte fehlen. Nun heißt es im aktuellen Ländermonitor: „Damit 2023 dazu alle Plätze mit Personalschlüsseln nach wissenschaftlichen Empfehlungen ausgestattet sind – auch jene, die noch zur Erfüllung des weiterhin ungedeckten Elternbedarfs geschaffen werden müssen – fehlen rund 6.200 Fachkräfte.“
Seit Jahren warnt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft davor, dass die politischen und rechtlichen Bemühungen um den Ausbau von Kindertageseinrichtungen nicht mit dem dafür notwendigen Ausbau von Ausbildungskapazitäten für Fachkräfte und damit nicht mit der notwendigen Analyse für den Fachkräftebedarf einhergeht. Die Folge: Unbesetzte Stellen und ein hoher Krankenstand. Auch das bestätigt der Ländermonitor: „Eine fatale Wechselwirkung erschwert die Gewinnung neuer Fachkräfte und auch die Bindung des vorhandenen Personals an das Berufsfeld: Zu wenig Personal verschlechtert nicht nur die Qualität der frühkindlichen Bildung für die Kinder, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die pädagogischen Fachkräfte. Dadurch sinken die Chancen, vorhandene Mitarbeiter*innen im Beruf zu halten, was den bestehenden Personalmangel wiederum weiter verschärft.“
ver.di fordert, die Gruppengrößen und die Personalschlüssel auf die Agenda zu setzen und Sofortmaßnahmen zur Gewinnung von Fach- und Ergänzungskräften und deren Finanzierung in die Wege zu leiten.
In der aktuellen Situation empfinden sich viele Kita- Beschäftigte nur noch als die Verwahrer/innen der ihnen anvertrauten Kinder.
Dazu Michael Stock, bei ver.di – Hamburg zuständig für die Kitas: „Es ist nur zu verständlich, dass die Kita-Beschäftigten auf die Straße gehen, sie sind längst mit ihren Kräften am Limit. Der Fachkräfte- und Personalmangel ist nicht einfach eine ‚Herausforderung‘ – wie die Behörde meint. Das fehlende Personal ist bittere Realität für die Beschäftigten, die Kinder und die Eltern. Politisches und trägerseitiges Handeln für eine schnelle Lösung ist dringend angesagt! Kinder sind keine Ware, sondern ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, sie haben ein Recht auf gute Bildung mit ausreichend Fachkräften.“
Die Demo wird mit Lichtinstallationen und Laternen auf sich aufmerksam machen!
Zur Demo ruft ein breites Bündnis von Eltern, Organisationen und Gewerkschaften auf – denn alle sind direkt oder indirekt von der jetzigen Situation betroffen. Aufrufende sind u.a.: LEA, Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung Hamburg, Kita-Netzwerk Hamburg, die Kita-Trägerverbände SOAL und Kindermitte sowie alle DGB-Gewerkschaften.
ver.di – Hamburg / 26.10.2022