BASF, Mercedes-Benz, Pyrum Innovations AG und WITTE Automotive haben erfolgreich einen Wertstoffkreislauf zur Herstellung von Automobilbauteilen aus massebilanzierten Kunststoffen geschlossen. Dank der Verwendung von Pyrolyseöl aus Altreifen und Biomethan aus organischen Abfällen können nun fossile Rohstoffe in der Herstellung von Kunststoffen mit Neuwareeigenschaften ersetzt werden.
Bügeltürgriff aus massenbilanziertem Ultramid® bereits in diesem Jahr in Serie
In der Herstellung des massenbilanzierten Kunststoffs für den Bügeltürgriff von ausgewählten Mercedes-Benz Modellen kombiniert BASF erstmalig den Einsatz der alternativen Rohstoffe Pyrolyseöl, welches bei der Pyrum Innovations AG aus ausgedienten Reifen erzeugt wird, und Biomethan aus Abfällen und Resten der Landwirtschaft bzw. der Lebensmittelindustrie. Der so hergestellte Kunststoff, in diesem Fall ein Ultramid® Polyamid 6 mit 30-prozentiger Glasfaserverstärkung, hat die gleichen Eigenschaften wie Primärkunststoff und eignet sich daher ideal für den Einsatz in anspruchsvollen Fahrzeugkomponenten.
Im Sinne einer effizienten Kreislaufwirtschaft werden die massenbilanzierten Produkte noch in diesem Jahr in den Bügeltürgriffen der Mercedes-Benz S-Klasse und des EQE eingesetzt. „Lösungen wie diese helfen unseren Kunden bei der Erfüllung ihrer Nachhaltigkeitsziele,“ erklärt Dr. Martin Jung, President BASF Performance Materials. „Das ist unser Go!Create-Ansatz: Wir laden alle unsere Kunden und Partner ein, den Weg hin zu einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen gemeinsam mit uns zu gestalten. Mit diesem Bügeltürgriff bei Mercedes-Benz haben wir das beispielhaft gezeigt.“
Eine unabhängige Zertifizierung nach dem REDcert2-Schema belegt, dass die für das Endprodukt benötigten Mengen an fossilen Rohstoffen durch die jeweiligen Anteile an Pyrolyseöl und Biomethan ersetzt wurden. Diese ebenfalls zertifizierten Rohstoffe werden in das Produktionsnetz von BASF eingespeist, dem Kunststoff über den Massenbilanzansatz rechnerisch zugeordnet und an den BASF Kunden WITTE Automotive geliefert. Die nachfolgende Produktion der Bügeltürgriffe beim Automobilzulieferer wird dann gleichermaßen auf Basis des REDcert2-Standards extern auditiert.
Der für den Bügeltürgriff gemeinsam entwickelte Lösungsansatz wird zudem auf einen Crash-Absorber für die Mercedes-Benz S-Klasse übertragen. Als wichtiges Bauteil der vorderen Karosserie trägt der Crash-Absorber zu einem gleichmäßigen Abbau der Kräfte bei, die bei einem Frontalaufprall auf das Fahrzeug einwirken. Auch hierbei erfüllt ein massenbilanziertes Kunststoffcompound auf Basis von Pyrolyseöl und Biomethan der BASF die hohen Qualitätsanforderungen von Mercedes-Benz, insbesondere hinsichtlich der Crashsicherheit.
Von Kunststoffabfällen zu neuen Produkten
Durch die Verbesserung der Produktion, die Verwendung und das Recycling von Kunststoffen kommen die beteiligten Unternehmen ihren Nachhaltigkeitszielen nun einen Schritt näher. Für den gemeinsam entwickelten Lösungsansatz wurden die beteiligten Unternehmen am 5. Oktober 2022 als Gewinner des MATERIALICA Design + Technology Awards 2022 in der Kategorie Material in Berlin ausgezeichnet. Von der Jury wurde hierbei vor allem der partnerschaftliche Ansatz des Konsortiums entlang der Wertschöpfungskette als essenziell für Erfolge im Thema Nachhaltigkeit hervorgehoben.
BASF setzt auf Kreislaufwirtschaft
Das BASF ChemCycling™-Projekt konzentriert sich auf Kunststoffabfälle, die aus technologischen, ökonomischen oder ökologischen Gründen nicht mechanisch recycelt werden. Gemeinsam können mechanisches und chemisches Recycling die Recyclingraten erhöhen und zu einer stärkeren Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe beitragen. Sowohl recycelte als auch biobasierte Rohstoffe können fossile Ressourcen in der Produktion ersetzen und helfen, CO2-Emissionen einzusparen. Über einen von unabhängigen Prüfern auditierten Massenbilanzansatz wird der Anteil an recycelten und/oder biobasierten Rohstoffen im Verbund hergestellten Produkten zugeordnet. Diese sind unabhängig zertifiziert und haben exakt die gleichen Eigenschaften wie auf Basis fossiler Rohstoffe hergestellte Produkte. Kunden können diese auf die gleiche Weise weiterverarbeiten und in anspruchsvollen Anwendungen einsetzen.
BASF präsentiert Lösungen für eine nachhaltige Kunststoffwirtschaft auf der Fachmesse K 2022
Der partnerschaftliche Entwicklungsansatz wird im Oktober auf der K 2022 im Düsseldorf, der führenden Fachmesse für Kunststoff und Kautschuk, mit einem Expertengespräch und Exponaten vorgestellt. Interaktive Touchscreen-Applikationen werden den kompletten Wertstoffkreislauf und Einsparpotenziale aufzeigen. Auf der K 2022 präsentiert BASF unter dem Motto „Go!Create – welcome to #ourplasticsjourney“ ihren Weg hin zu einer nachhaltigeren Kunststoffwirtschaft. Die Plastics Journey besteht aus drei Phasen, die den Lebenszyklus von Kunststoffen abbilden: MAKE, USE und RECYCLE. Auf der Fachmesse lädt BASF alle Kunden und Partner ein, sich der Plastics Journey anzuschließen und gemeinsam die Herstellung, Verwendung und das Recycling von Kunststoffen zu verbessern.
BASF / 12.10.2022
Foto: BASF SE