Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) aufgefordert, sich bei der iranischen Regierung für die sofortige Freilassung aller inhaftierten Medienschaffenden im Land einzusetzen. „Dass es im Iran keine Pressefreiheit gibt, ist schlimm genug. Dass das Mullah-Regime jetzt Jagd auf Journalisten macht, die über die Unruhen berichten, ist ein Verbrechen“, erklärt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall am Montag in Berlin.
Im Rahmen der von Baerbock proklamierten wertebasierten Außenpolitik sehe er die Bundesregierung in der Pflicht, sich für die sofortige Freilassung der inhaftierten Kolleginnen und Kollegen in Iran stark zu machen, sagte Überall. Internationalen Korrespondent:innen im Land riet er zu äußerster Vorsicht: „Das Interesse der Weltöffentlichkeit an der Berichterstattung über die Unruhen im Iran ist immens. Dabei gilt es trotzdem, so vorsichtig wie möglich zu sein und sich von den Sicherheitskräften fernzuhalten.“
Laut dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) mit Sitz in New York befinden sich mindestens 18 Medienschaffende aufgrund ihrer Berichterstattung über die Proteste in iranischer Haft. Unter ihnen ist auch die Journalistin Nilufar Hamedi, die den gewaltsamen Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini öffentlich gemacht hatte. Die 22-Jährige aus Seqiz war am 13. September in Teheran von der „Moralpolizei“ festgenommen worden, weil sie ihren Schleier nicht den strikten Vorschriften entsprechend getragen haben soll. Auf dem Revier wurde sie im Verlauf einer „Belehrung“ durch die Sittenbehörde so massiv misshandelt, dass sie drei Tage später in einem Krankenhaus für tot erklärt wurde.
Dutzende Tote bei Volksaufstand in Ostkudistan und Iran
Seit Aminis Tod wird Iran von einer Protestwelle überrollt, die ihren Ausgangspunkt in Ostkurdistan hatte und inzwischen alle Provinzen des Landes erfasst hat. Das Regime geht mit purer Gewalt vor, um den Volksaufstand zu zerschlagen. Nach Angaben von Iran Human Rights (IHR) wurden seit Beginn der Proteste mindestens 54 Demonstrierende von Polizei- und Armeekräften des Regimes getötet (Stand 24. September), unzählige wurden verletzt und festgenommen. Die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw nannte am Montag die Zahl von 18 Todesfällen unter Protestierenden und 898 Verletzten. Diese Angaben beziehen sich allerdings nur auf ostkurdische Städte und Fälle in denen Opfer und Betroffene sicher identifiziert wurden.
Das CPT hat indes auch die Namen der 18 Journalist:innen veröffentlicht, die im Zuge der Proteste verhaftet wurden. Dabei handelt es sich um:
Yalda Moaiery, Fotojournalistin
Nilufar Hamedi, Reporterin
Iman Behpasand, politische Kommentatorin, Kolumnistin und Reporterin für Frauenfragen
Behzad Vafakhah, Kolumnist für Kultur und Politik
Ruhollah Nakhaee, Journalist für Außenpolitik
Alireza Khoshbakht, politischer Korrespondent
Zahra Tohidi, politische Korrespondentin
Fatemeh Rajabi, Wirtschaftsreporterin
Mojtaba Rahimi, politischer Korrespondent
Majid Tavakoli, politischer Kommentator und Kolumnist
Marzieh Talaee, Reporterin
Masoud Kordpour, Chefredakteur der kurdischen Mukrian News Agency
Khosrow Kordpour, Redakteur und Reporter der kurdischen Nachrichten-Website Mukrian New Agency, Bruder von Masoud Kordpour
Elahe Mohammadi, Reporterin der Tageszeitung „Ham Mihan“
Elnaz Mohammadi, Reporterin des Magazins Andishepouya; Zwillingsschwester von Elahe Mohammadi
Vida Rabbani, politische Kommentatorin, kürzlich zu zehn Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt und mit Berufsverbot belegt
Hamed Shafiei, Reporter für Politisches und Soziales
Ahmadreza Halabisaz, Fotojournalistin