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Xaşkan: „Wir wurden misshandelt, weil wir Kurden sind“

Soldaten haben bei einer Festnahmeoperation in Wan hunderte Schüsse in die Luft abgegeben, Dorfbewohner:innen bewusstlos geprügelt, rassistisch beschimpft und bedroht.

Soldaten haben bei einer Festnahmeoperation in Wan hunderte Schüsse in die Luft abgegeben, Dorfbewohner:innen bewusstlos geprügelt, rassistisch beschimpft und bedroht. Nun berichten Augenzeug:innen.

Es fällt schwer, für das Vorgehen der türkischen Militärpolizei bei ihrer Festnahmeoperation im Dorf Xaşkan in der Nähe der nordkurdischen Stadt Elbak (tr. Başkale) einen anderen Begriff als den des Staatsterrors zu finden. Türkische Soldaten stürmten am 20. Juni das Dorf, misshandelten die Bewohner:innen und feuerten dabei Hunderte Schüsse in die Luft. Es handelt sich um einen der wenigen Fälle, in denen das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte in ländlichen kurdischen Regionen per Video dokumentiert wurde.

Sie drohten uns mit dem Tod“

Nach der Razzia sammelten Dorfbewohner:innen einen Teil der verschossenen Patronenhülsen ein. Bisher haben sie 400 Stück gezählt. Angehörige und Nachbarn des Festgenommenen Mehmet Emin Atlı berichteten nun gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya über den Angriff. Abdulhamit Atlı gibt an: „Soldaten überfielen das Haus, nachdem sie das Dorf am frühen Morgen umzingelt hatten. Atlıs Frau und Tochter wurden von den Soldaten geschlagen. Wir haben in unserem Dorf 400 Patronenhülsen gesammelt. Sie drohten, uns umzubringen.

Schläge mit Gewehrkolben, Schüsse und Beleidigungen“

Atlı berichtet, er habe den Kommandanten der Soldaten aufgefordert, nach „Recht und Gesetz“ vorzugehen, und gefragt: „Welche Art von Gesetz wenden Sie an, indem Sie mit Gewehrkolben zuschlagen, schießen und beleidigen? Hier kämpft keine Armee, warum feuern Sie hier so viele Schüsse ab?“ Er erzählt weiter: „Mindestens tausend Kugeln wurden hier abgefeuert. Wir haben nur einen Teil davon gesammelt. In der Türkei gibt es Gesetze. Können diese im Westen und hier anders gelten? Wir wurden auf übelste Weise beleidigt. Haben wir denn geschossen, dass wir so behandelt wurden? Sie haben uns das angetan, obwohl wir gar nichts gegen die Soldaten unternommen hatten.“

Tochter von Treppe gestoßen

Ayten Atlı, die Tochter des Festgenommenen, berichtet, die Polizei habe gegen sechs Uhr morgens ihr Haus gestürmt. Sie erinnert sich: „Ich sah Hunderte von Soldaten vor unserem Haus. Ich fragte die Soldaten, warum sie gekommen seien. Sie erklärten, sie würden das Haus durchsuchen. Als ich sie aufforderte, mir den Durchsuchungsbeschluss zu zeigen, fingen sie an, mich zu schubsen. Deswegen erklärte ich ihnen, dass ich frisch operiert sei. Obwohl ich das erzählt hatte, schubsten sie mich und stießen mich von der Treppe. Nach dem Sturz konnte ich nicht mehr aufstehen. Wegen dieses Aufpralls habe ich Schmerzen und Schwellungen im unteren Rückenbereich.“

Wir sind unseres Lebens nicht sicher“

Atlı berichtet, die Soldaten hätten sie immer wieder angeschrien und minutenlang in die Luft geschossen. „Es war eine so ausweglose Situation, wir fanden keinen Ort, an den wir hätten fliehen können“, betont sie. Die ganze Siedlung befände sich ohnehin unter permanenter Militärkontrolle. Ayten Atlı sieht das Vorgehen der Soldaten als Ausdruck von antikurdischem Rassismus und erklärt: „Es war so offensichtlich, dass sie nicht wegen einer Festnahme gekommen waren. Es war, als wären sie gekommen, um sich zu rächen. Sie schlugen mich und meine Mutter minutenlang. Es war Unteroffizier Mehmet K., der uns am heftigsten geschlagen hat. Wir werden eine Beschwerde gegen diese Person einreichen. Hier gibt es eindeutig Rassismus. Wenn sie weiterhin auf diese Weise Druck ausüben, müssen wir von hier weggehen. Denn wir sind uns unseres Lebens nicht mehr sicher. Wir haben große Angst, dass jeden Moment wieder etwas passieren kann.“

Solidaritätsaufruf

Ayten Atlı fordert zu Solidarität und Protest auf: „Wir werden seit Jahren unterdrückt. Wir hatten vorher keine Beweise, aber jetzt haben wir welche. Wir wurden von Soldaten vor unserem Haus geschlagen. Wenn diese Prügel nicht daran liegen, dass wir Kurden sind, woran dann? Wir wollen Gerechtigkeit. Deshalb muss sich jeder einmischen und an unsere Seite stellen.“

Am Boden von Soldaten getreten

Dilber Atlı, die Ehefrau des Festgenommenen, berichtet, wie ihr ein Soldat gegen das Bein trat und sie hinfiel. Sie führt aus: „Als ich zu Boden gestürzt war, schlugen sie weiter auf mich ein. Sie schlugen meinen Mann und versuchten, ihn ins Fahrzeug zu stecken. Sie fingen an zu schießen, weil ich dagegen protestierte. Ich habe immer noch Trittspuren und blaue Flecken an meinem Bein. Unsere Kinder sind psychisch zerstört. Wir wurden misshandelt und beleidigt. Wie kann ein Soldat des Staates so etwas tun? Gibt es so etwas wie Recht und Gesetz nicht mehr? Ist es die Aufgabe von Soldaten, die Menschen zu quälen? Wir nehmen diese Situation nicht hin und werden uns an die notwendigen Stellen wenden. Wir wollen, dass diejenigen, die diese Grausamkeiten an uns begangen haben, vor dem Gesetz zur Rechenschaft gezogen werden.

ANF

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