Erst die Corona-Pandemie, jetzt der russische Krieg in der Ukraine – all das lässt EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski zufolge die Herausforderungen für und die Erwartungen an die Landwirtschaft stark steigen. Nach einer gemeinsamen Sitzung mit dem bayerischen Ministerrat sagte der Kommissar, „vieles, was mal sicher war, stellt nun eine Unsicherheit dar. Nicht nur deswegen müssen wir die Landwirtschaft stärken. Dazu gehört die Gemeinsame Agrarpolitik der EU, die wir fortführen und nun reformieren und neu definieren wollen.“
Wojciechowski betonte, die Versorgungssicherheit in Europa sei gewährleistet. Er ging aber auch auf die Gefahr von Hungersnöten in der Welt ein, die durch Russlands Krieg in der Ukraine entstehen könnten. Der Krieg gefährde den Export von Lebensmitteln aus der Ukraine, deshalb sei es umso wichtiger, dass „in Europa Solidaritätskorridore entstehen, die als Hilfe dienen um die Lebensmittel aus der Ukraine nach Europa und in die Welt zu bringen“.
Der EU-Kommissar nahm auf Einladung der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber an der Ministerrat-Sitzung unter der Leitung des Ministerpräsident Markus Söder an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub bei München teil. Es sei ein offenes, freundliches und herzliches Gespräch gewesen, sagte Wojciechowski und fügte hinzu, er nehme einiges mit: „Ich bekam eine ganz klar formulierte Liste, was in Brüssel neu überdacht und hinterfragt werden muss. Vieles davon steht im Einklang mit meinen eigenen Überzeugungen.“
Tierwohl, Waldstrategie, Green Deal
Vor der Sitzung des Ministerrats hatte der EU-Kommissar die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) besichtigt. Dabei wurden ihm verschiedene Möglichkeiten vorgestellt, wie durch Forschung Tierwohl, Ertrag und Umweltfreundlichkeit in der Landwirtschaft gesteigert werden können. Ein weiteres Thema des Besuchs in Bayern ist die neue Europäische Waldstrategie für 2030, eine der Leitinitiativen des europäischen Grünen Deals. Dabei geht es laut Wojciechowski konkret darum, „wie es möglich ist, die Multifunktionalität des Waldes zu behalten.“
Gegenstand der Gespräche war auch der deutsche Strategieplan für die Gemeinsame Agrarpolitik, die Grundlage der Entwicklung und Reform der Landwirtschaft in Deutschland von 2023-2027. Am Nachmittag besucht Wojciechowski einen landwirtschaftlichen Betrieb, wobei der Kommissar im direkten Austausch mit den Landwirten über die Auswirkungen europäischer Landwirtschaftspolitik auf die Betriebe diskutiert. Der Kommissar betonte im Rahmen der Gespräche, gerade der Erhalt der kleinen Betriebe sei ihm ein persönliches Anliegen.
EU-Kommission / 21.06.2022
Foto: EU-Kommission