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Der menschliche Faktor

Kino

Familie ist schwierig. Jede Person hat eigene Gedanken, Sorgen, Probleme, Gefühle. Da ist es doch auch logisch, dass es kompliziert wird, wenn man nicht richtig miteinander reden kann.

Familie ist schwierig. Jede Person hat eigene Gedanken, Sorgen, Probleme, Gefühle. Da ist es doch auch logisch, dass es kompliziert wird, wenn man nicht richtig miteinander reden kann. Ob es um einen verschwiegenen Auftrag für die gemeinsame Werbeagentur oder fehlende Schultage der Tochter geht, alle in der hier gezeigten Familie haben Angst davor, die Wahrheit zu sagen. Selbst wenn etwas angesprochen wird, ist die Gefahr der Eskalation sehr groß, was diese tief sitzende Angst nur vergrößert. Und wenn einen dann noch ein Schlag, wie beispielsweise ein Einbruch trifft, stürzt das eh schon schwankende Haus schnell ein. Doch anstatt es gemeinsam wiederaufzubauen, zieht sich jedes Familienmitglied in seine eigene Ecke des Trümmerhaufens zurück.

Das Fehlen gelungener Kommunikation ist das Thema von DER MENSCHLICHE FAKTOR. Die einzelnen kleinen und ineinander übergehenden bzw. gleichzeitig ablaufenden Alltagsgeschichten, die der Film erzählt, setzen sich soziologisch damit auseinander. Konsequent ist „falsche“ Kommunikation nicht nur Thema, sondern in der Machart des Filmes in jeder Szene zu spüren. Nüchtern und verschlossen, gar abweisend zeichnet sich ein Familienporträt, welches für die einen Zuschauer greifbar und nah, für andere aber auch als zu leise und gleichzeitig aufdringlich aufgefasst werden kann. Bildlich grau, bildhaft eingeschlossen und einsam. Das wirkt teilweise etwas zu überdeutlich, ist aber im Ganzen ein interessanter Mix aus aufgeklärtem Mysterium und nicht greifbarem Unbehagen des Alltäglichen. Getragen von hervorragendem Schauspiel, welches den authentisch geschriebenen Figuren subtiles Leben einhaucht, und einer nicht alltäglichen Erzählweise des Alltags, ist DER MENSCHLICHE FATKOR ein gelungenes Gedankenexperiment. Auf der einen Seite wirkt der Film in seiner Eigenheit abschreckend, auf der anderen Seite lohnt es sich vor allem durch das äußerst kluge Ende, ihn komplett anzuschauen. Unserer Meinung nach ist der Film ab 14 Jahren verständlich, ob er für diese Zielgruppe auch ansprechende ist, ist Einzelfall-abhängig.

FBW / 27.06.2022

Foto: FBW

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