Mercedes-Benz hat heute Details zum Verkaufsstart von DRIVE PILOT in Deutschland veröffentlicht. So wird das System für hochautomatisiertes Fahren (SAE-Level 3[1]) ab dem 17. Mai 2022 als Sonderausstattung für die S-Klasse für 5.000 Euro sowie für den EQS für 7.430 Euro (Fahrassistenz-Paket Plus: 2.430 Euro und DRIVE PILOT: 5.000 Euro) jeweils exklusive MwSt. bestellbar sein. Damit ist Mercedes‑Benz der weltweit erste Automobilhersteller mit einer international gültigen Zertifizierung für hochautomatisiertes Fahren, der ein solches System ab Werk optional für Fahrzeuge aus der Serienproduktion anbietet. DRIVE PILOT ermöglicht es Kunden, bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen auf geeigneten Autobahnabschnitten in Deutschland bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h die Fahraufgabe unter bestimmten Bedingungen an das System zu übergeben. Für Kunden bedeutet dies ein ultimatives Fahrerlebnis. Sie können entspannen oder arbeiten und so wertvolle Zeit zurückgewinnen.
Nach Aktivierung von DRIVE PILOT regelt das System Geschwindigkeit und Abstand und führt das Fahrzeug innerhalb der Spur. Streckenverlauf, auftretende Streckenereignisse und Verkehrszeichen werden ausgewertet und berücksichtigt. DRIVE PILOT reagiert auch auf unerwartet auftretende Verkehrssituationen und bewältigt diese eigenständig etwa durch Ausweichmanöver innerhalb der Spur oder durch Bremsmanöver. Mercedes-Benz’ System für hochautomatisiertes Fahren (SAE-Level 3) baut auf der Umfeldsensorik des Fahrassistenz-Pakets auf und umfasst zusätzliche Sensoren, die der Hersteller für einen sicheren Betrieb für unverzichtbar hält. Dazu gehören hauptsächlich Radar, LiDAR und Kameras aber auch Ultraschall- oder Nässesensoren liefern wertvolle Daten. Parallel zur erfolgreichen Einführung von DRIVE PILOT in Deutschland, will Mercedes-Benz bis Ende des Jahres die behördliche Serienzulassung für die beiden US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada erhalten, sofern es die rechtliche Lage dort zulässt.
„Als erster Hersteller geht bei Mercedes-Benz ein Level 3-System mit international gültiger Zertifizierung in Serie. In einem ersten Schritt bieten wir diese weltweit führende Technologie in Deutschland in der S-Klasse und dem EQS an. Zugleich wollen wir bis Ende des Jahres auch in den USA die Zertifizierung erhalten.
Der verantwortungsvolle Umgang mit Zukunftstechnologien wie dem hochautomatisierten Fahren ist der Schlüssel zur Akzeptanz bei Kunden und in der Gesellschaft. Mit DRIVE PILOT haben wir eine innovative Technologie entwickelt, die dank Redundanzen mit einer Vielzahl an Sensoren einen sicheren Betrieb ermöglicht und dem Kunden das wertvolle Gut ″Zeit″ zurückgibt“, sagt Britta Seeger, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, verantwortlich für Vertrieb.
Redundanz für sicheres hochautomatisiertes Fahren
Ein hochautomatisierter Fahrzeugbetrieb nach SAE-Level 3 erfordert einen Systemaufbau, der es ermöglichen muss, Störungen – einfache wie schwerwiegendere – sicher zu beherrschen. Die redundante Architektur umfasst das Bremssystem, die Lenkung, die Stromversorgung sowie Teile der Sensorik wie etwa für die Umfelderkennung und Fahrdynamikberechnung. Die Batterie, der Lenkmotor, die Raddrehzahlsensorik bis hin zu den unterschiedlichsten Algorithmen, die das System für die Datenberechnung nutzt, sind ebenfalls doppelt ausgelegt. Darüber hinaus sind Teile der Sensorik auch funktional redundant, da sie sich durch ihre unterschiedlichen physikalischen Konzepte (u.a. optisch; Ultraschall; Radiowellen) ergänzen und so stets eine sichere Übergabe ermöglicht wird. Damit setzt Mercedes-Benz gänzlich neue Maßstäbe in Sachen Sicherheit beim automatisieren Fahren.
Im unwahrscheinlichen Fall einer Störung bleibt das Fahrzeug aufgrund seines redundanten Systemaufbaus manövrierfähig, sodass DRIVE PILOT eine sichere Übergabe an den Fahrer gewährleisten kann. Falls dieser der Übernahme-Aufforderung beispielsweise wegen eines medizinischen Notfalls nicht in der dafür vorgesehenen Zeit von maximal zehn Sekunden nachkommt, leitet DRIVE PILOT zeitnah einen für den nachfolgenden Verkehr beherrschbaren sicheren Nothalt ein. Dafür berechnet der sogenannte Intelligent Drive Controller kontinuierlich die jeweils optimale Trajektorie, um zu einem sicheren Stillstand kommen zu können. Währenddessen ist die Manövrierfähigkeit von DRIVE PILOT so ausgelegt, dass das Fahrzeug innerhalb der Fahrspur bleibt und Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern und Gegenständen auf der Fahrbahn vermeidet.
Zentimetergenaue Positionsbestimmung für den Betrieb von DRIVE PILOT
Der exakte Standort eines mit DRIVE PILOT ausgestatteten Mercedes wird über ein hochpräzises Positionierungssystem ermittelt, das wesentlich leistungsfähiger ist als herkömmliche GPS-Systeme. Ergänzend zu den von LiDAR-, Kamera-, Radar- und Ultraschallsensoren erfassten Daten liefert eine digitale HD-Karte ein dreidimensionales Straßen- und Umgebungsbild mit Informationen zu Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Verkehrszeichen und besonderen Verkehrsereignissen (z.B. Unfälle oder Baustellen). Diese hochpräzise Karte unterscheidet sich von Karten für reguläre Navigationsgeräte unter anderem durch ihre höhere Genauigkeit im Zentimeter- statt im Meterbereich und ihr detailliertes Kreuzungs- und Streckenmodell. Die Kartendaten werden in Backend-Rechenzentren gespeichert und ständig aktualisiert. Jedes Fahrzeug sichert zudem ein Abbild der Karteninformationen an Bord, vergleicht diese ständig mit den Backend-Daten und aktualisiert gegebenenfalls den lokalen Datensatz. Das alles ermöglich eine stabile und exakte Positionierung durch eine von Faktoren wie Schatten oder verschmutztem Sensor unabhängige Darstellung der Umgebung.
DRIVE PILOT: Rechtssicher auf der Straße
Mercedes-Benz sorgt dafür, dass die neue Technologie rechtssicher auf die Straße kommt. Im Entwicklungsprozess haben Ingenieure, Juristen, Compliance-Manager, Datenschützer und Experten für Ethik fachübergreifend als Team zusammengearbeitet. Eine Grundlage beim automatisierten Fahren sind zum Beispiel zusätzliche Kontrollmechanismen: Bei sicherheitsrelevanten Funktionen wie der Fußgängererkennung verzichtet Mercedes-Benz bewusst auf Algorithmen, die noch beim Betrieb des Fahrzeugs etwa durch selbstlernende Ansätze das Fahrzeugverhalten verändern. Der Fokus liegt vielmehr auf sogenanntem ″supervised learning″ – das heißt die Mercedes-Entwickler definieren und kontrollieren, was die Künstliche Intelligenz lernen darf. Bevor die KI-Software auf der Straße zum Einsatz kommt, wird mit umfangreichen Freigabetests sichergestellt, dass die eingesetzte KI im realen Verkehrsumfeld das vorgesehene Verhalten zeigt. Bei der Fußgängererkennung unterstützt KI das System dabei, Objekte und Situationen auf und neben der Fahrbahn schnell und sicher zu identifizieren. Die ethische Anforderung von Mercedes-Benz ist dabei, dass die Erkennung diskriminierungsfrei abläuft. Das heißt, der Automobilhersteller will mit verschiedenen Sensoren des Fahrzeugs, die permanent die Straße und den Straßenrand überwachen, Menschen immer korrekt erkennen, unabhängig von Kleidung, Körpergröße, Körperhaltung oder anderer Merkmalen.
Rechtlicher Rahmen: Deutschland ist Pionier beim automatisierten Fahren
Deutschland hat mit der Öffnung des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) für Level-3-Systeme im Jahr 2017 als erstes Land eine rechtliche Grundlage für die bestimmungsgemäße Nutzung dieser Systeme geschaffen. Die technische Zulassungsvorschrift, mit der ein solches System zertifiziert werden kann, ist indes erst Anfang 2021 in Kraft getreten. Seither kann sie in Europa umgesetzt werden – eine Chance, die Mercedes-Benz schnell und als erster Hersteller genutzt hat: Als weltweit erstes Automobilunternehmen hat Mercedes-Benz im Dezember 2021 die anspruchsvollen gesetzlichen Anforderungen der internationalen UN-R157 für ein Level-3-System erfüllt, das hochautomatisiertes Fahren ermöglicht.
Im Detail ergeben sich damit Anforderungen an das Fahrzeug und Pflichten für den Fahrer: Das Fahrzeug muss im hochautomatisierten Modus die Fahraufgabe sicher bewältigen und alle an die Fahrzeugführung gerichteten Verkehrsvorschriften einhalten. Der Fahrer hat weiterhin Pflichten im öffentlichen Straßenverkehr, insbesondere die Einhaltung der sonstigen Verkehrsvorschriften. Dazu muss er übernahmebereit bleiben und sich bereithalten, bei Aufforderung durch DRIVE PILOT oder aufgrund offensichtlicher Umstände die Steuerung wieder zu übernehmen.
Mercedes-Benz ist Vorreiter bei automatisierten Fahr- und Sicherheitstechnologien
Seit der Erfindung des Automobils im Jahr 1886 hat Mercedes-Benz mit innovativen Technologien immer wieder Maßstäbe in der Fahrzeugsicherheit gesetzt. Sicherheit gehört zu den Kernwerten der Marke. So bietet Mercedes-Benz seit Jahren fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme (SAE-Level 2) in seinen Fahrzeugen an. Sie können das Leben in vielen Alltagssituationen erheblich erleichtern und unterstützen zum Beispiel bei der Geschwindigkeits- und Abstandsregelung, beim Lenken oder beim Spurwechsel. Im Dezember 2021 hat Mercedes-Benz als weltweit erster Automobilhersteller eine international gültige Systemgenehmigung für hochautomatisiertes Fahren (SAE-Level 3) erhalten. Und beim Einparken geht die Marke noch einen Schritt weiter – mit der Vorrüstung des INTELLIGENT PARK PILOT, der zukünftig vollautomatisiertes, fahrerloses Parken nach SAE-Level 4 ermöglicht.
[1] SAE-Level 3: Die automatisierte Fahrfunktion übernimmt bestimmte Fahraufgaben. Dennoch ist weiterhin ein Fahrer notwendig. Der Fahrer muss jederzeit bereit sein, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen, wenn er durch das Fahrzeug zum Eingriff aufgefordert wird.
Mercedes-Benz AG / 06.05.2022
Foto: Mercedes-Benz AG