Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert das Auswärtige Amt auf, sich für die sofortige Freilassung zweier im Irak verhafteter Medienschaffender einzusetzen. Die deutsche Journalistin Marlene F. und ihr slowenischer Kollege Matej K. wurden Ende April in der nordirakischen Region Sinjar von Militärs festgenommen. Die beiden hatten über die yezidische Gemeinschaft recherchiert, gegen die die irakische Armee jetzt verstärkt vorgeht. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass das irakische Militär die Berichterstattung über ihre Offensive in der yezidischen Region unterbinden wollte“, erklärt Tabea Giesecke, GfbV-Referentin für ethnische, religiöse und sprachliche Minderheiten. „Denn jetzt rollen gepanzerte Fahrzeugen der irakischen Armee ins Siedlungsgebiet der yezidischen Gemeinschaft und attackieren die Selbstverteidigungseinheiten, vorgeblich mit dem Ziel, diese zu entwaffnen. Zahlreiche Menschen hat die Gewalt bereits in die Flucht getrieben.“
Die beiden Medienschaffenden hatten seit mehreren Monaten zu der yezidischen Gemeinschaft und dem Genozid durch den sogenannten „Islamischen Staat“ im Jahr 2014 recherchiert und dabei die yezidischen Siedlungsgebiete bereist. Auf dem Rückweg von den Feierlichkeiten zum yezidischen Neujahrsfest „Çarşema Sor“ wurden sie von der irakischen Armee festgehalten. Trotz ihrer Presse-Ausweise wurden sie durchsucht und bedroht, ihre Rucksäcke und Telefone konfisziert. Über die lokale Presse ließ die irakische Armee verlauten, die beiden seien „ausländische Kämpfer“ der Widerstandseinheiten Sinjars (YBŞ).
Bereits im Januar waren drei Medienschaffende ohne Angabe von Gründen von der irakischen Armee verhaftet worden. „Diese Verhaftungen sind besorgniserregend. Die Lage der yezidischen Gemeinschaft ist immer noch brandgefährlich. Es ist kaum zu glauben, dass sie immer wieder Hass und Verfolgung erfahren“, so Giesecke „Nur durch eine gesicherte Autonomie kann sich ihre Situation im Irak verbessern. Und nur wenn die Menschen hier aus den Medien davon erfahren, können sie auf diese Verbesserung drängen.“
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) / 06.05.2022
Foto: ANF