Britisches Erzählkino in Perfektion: Dieses Kriegsdrama ist spannender Thriller und historisch genaues Zeitdokument in einem.
England, 1943: Die Geheimdienstoffiziere Montagu und Cholmondeley entwickeln im Auftrag Winston Churchills und der Alliierten den tollkühnen Plan, die Deutschen mit Desinformationen zu täuschen, um sie so von einer geplanten Invasion abzulenken. Doch der Plan droht in letzter Minute zu scheitern. Dem Kriegsdrama von John Madden gelingt es, eine komplexe und wahre Geschichte mit Eleganz und einem sich perfekt ergänzenden Ensemble als hochspannendes Thrillerdrama zu erzählen.
Die wahre Geschichte der „Operation Mincemeat“ ist für den Verlauf des Zweiten Weltkrieges als unfassbar wichtig eingeschätzt worden. Doch neben der historischen Dimension stellt Regisseur John Madden, zusammen mit seiner Drehbuchautorin Michelle Ashford, vor allem die beteiligten Offiziere und ihre Zusammenarbeit in den Erzählfokus. Denn das zunächst nur widerwillige Miteinander der eher unterschiedlichen Charaktere entwickelt sich im Verlauf des Films zu einer fest verknüpften Einheit, die jedoch auch immer wieder gestört wird von Eifersucht, Misstrauen und den eigenen Konflikten. In den Hauptrollen glänzen Colin Firth, Matthew Macfadyen sowie Kelly Macdonald, die nur die Spitzen eines hochkarätigen Ensembles sind und erneut die große Qualität der britischen Schauspielkunst unter Beweis stellen. Die Dialoge sind wortreich, doppelbödig, verlangen hohe Aufmerksamkeit und belohnen mit einem spannungsgeladenen Drive, der auch dank klug komponierten und bis ins kleinste Detail genau ausgestatteten Bildern bis zur historisch verbürgten finalen Schlussvolte fesselt und mitzieht. Und eine angedeutete und sehr einfühlsam subtil erzählte Liebesgeschichte emotionalisiert, ohne zu verkitschen. Die Auseinandersetzung mit Krieg und seinen strategischen Entscheidungen, mit der Frage nach Moral und Gesetz, sowie mit dem Bestehen von Entscheidungen vor dem eigenen Gewissen – das alles sind auch heute aktuelle Fragen, auf die DIE TÄUSCHUNG aufmerksam macht. Und so ist dieser Film nicht nur eine historisch sehr genau recherchierte Aufarbeitung eines wichtigen Ereignisses, sondern auch ein hochrelevanter Film für unsere Zeit.
(Die Deutsche Film- und Medienbewertung ) FBW / 23.05.2022
Foto: FBW