Der Welttag der Pressefreiheit am 3. Mai macht auf die Bedeutung eines unabhängigen, professionellen und vielfältigen Journalismus für Demokratie, Menschenrechte und Frieden aufmerksam. Das diesjährige Leitthema „Journalism under Digital Siege“ („Journalismus unter digitaler Belagerung“) steht auch im Mittelpunkt der UNESCO-Weltkonferenz zur Pressefreiheit, die in einem hybriden Format in Punta del Este, Uruguay, stattfindet. Am Eröffnungstag der Konferenz verleiht die UNESCO heute, am 2. Mai 2022, den Guillermo-Cano-Preis für besondere Verdienste um die Pressefreiheit an den Belarussischen Journalistenverband.
Der Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission Roman Luckscheiter betont: „Die Arbeit von Medienschaffenden auf der ganzen Welt ist von fundamentaler Bedeutung für moderne Wissensgesellschaften und für die Meinungsbildung jeder und jedes Einzelnen. Gleichwohl ist die freie Presse vielerorts zunehmend gefährdet, werden Journalistinnen und Journalisten immer häufiger Opfer verbaler Attacken und körperlicher Gewalt. Wir erleben aktuell, welchen lebensbedrohenden Gefahren Reporterinnen und Reporter in der Ukraine ausgesetzt sind, die von den Kriegsgeschehnissen berichten. Ihr Einsatz kann nicht hoch genug gewürdigt werden. Es bedarf eines großen Mutes, auch dann für unabhängige Berichterstattung zu sorgen und so für die Meinungsfreiheit einzutreten, wenn die eigene Sicherheit unmittelbar bedroht ist. Die Preisverleihung an den Belarussischen Journalistenverband ist ein wichtiges Zeichen, dass die Weltgemeinschaft, dass wir alle, an der Seite dieser mutigen Journalistinnen und Journalisten stehen und uns für ihren Schutz einsetzen – in Belarus, in der Ukraine, weltweit.“
Seit Beginn des Ukraine-Krieges unterstützt die UNESCO unabhängige Medien im Land bei ihrer Arbeit. Zu dieser Unterstützung zählt unter anderem die Bereitstellung von Schutzausrüstung und Schulungen, Hilfe bei der Verlegung der beiden ukrainischen Journalistenverbände, die Einrichtung einer Hotline für Journalistinnen und Journalisten in Not sowie die Übersetzung eines Handbuchs zur Sicherheit von Medienschaffenden ins Ukrainische.
Anlässlich des Welttages bewertete UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay die weltweite Gesamtlage der Pressefreiheit. So würden digitale Technologien die Presselandschaft einerseits zwar revolutionieren und einen noch nie dagewesenen Informationsaustausch ermöglichen. Andererseits seien Medienschaffende und ihre Quellen aufgrund dieser Entwicklung aber einem größeren Risiko ausgesetzt, ins Visier genommen, belästigt und angegriffen zu werden. Azoulay forderte daher, die digitalen Technologien im Bereich der Medien transparent und verantwortungsvoll zu regulieren, damit Gewalttäter nicht mehr ungestraft agieren können. Insbesondere soziale Netzwerke müssten Desinformation und Hassrede stärker entgegentreten.
Hintergrund
Auf Empfehlung der UNESCO erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen 1993 den 3. Mai zum Welttag der Pressefreiheit. Dahinter steht die Forderung, dass jede Journalistin und jeder Journalist überall auf der Welt das Recht haben müsse, frei und ohne Angst berichten zu können, da die Einschränkung der Pressefreiheit immer auch eine Beschränkung der Demokratie sei. Seither richten zahlreiche Organisationen und Institutionen an diesem Tag den Blick auf den Stand der Pressefreiheit weltweit. Der Tag soll außerdem an Journalistinnen und Journalisten erinnern, die aufgrund ihrer Arbeit verfolgt werden, inhaftiert sind oder ermordet wurden.
Die UNESCO hat als einzige Sonderorganisation der Vereinten Nationen das Mandat, die Meinungs- und Pressefreiheit zu schützen. Sie unterstützt den Aufbau unabhängiger und pluralistischer Medien. Besonders in Krisen- und Konfliktregionen hilft die UNESCO freien und unabhängigen Medien dabei, Prozesse der Konfliktlösung, der Demokratisierung und der Friedenssicherung voranzutreiben und zu gestalten. Mit zahlreichen regionalen Projekten fördert sie die Aus- und Fortbildung von Journalistinnen und Journalisten. Auch die Sicherheit von Medienschaffenden ist ein Aspekt der Meinungs- und Pressefreiheit: Die UNESCO prangert die Ermordung von Journalistinnen und Journalisten an und fordert verstärkte Maßnahmen zur Aufklärung von Verbrechen an ihnen.
Den Guillermo-Cano-Preis für Pressefreiheit vergibt die UNESCO jährlich seit 1997. Er zeichnet Personen oder Organisationen aus, die oft unter hohem Risiko einen herausragenden Beitrag zur Verteidigung oder Förderung der Pressefreiheit geleistet haben. Der Preis ist nach dem kolumbianischen Journalisten Guillermo Cano Isaza benannt, der 1986 vor dem Redaktionsgebäude seiner Zeitung El Espectador in Bogotá, Kolumbien, ermordet wurde.
Deutsche UNESCO-Kommission / 02.05.2022