Müdigkeit, Kopfschmerzen, ein schmerzender Kiefer – wer diese Symptome regelmäßig morgens nach dem Aufstehen hat, sollte abklären lassen, ob Zähneknirschen (Bruxismus) eine Ursache sein könnte. Vor allem Stress kann ein Auslöser sein. Dies zeigt auch eine Studie der Universität Tel Aviv aus dem Jahr 2020, die belegt, dass Zähneknirschen durch den emotionalen Stress und die Ängste während der Corona-Pandemie noch zugenommen hat. Das tägliche oder nächtliche Knirschen und Pressen ist nicht nur störend, sondern kann erhebliche gesundheitliche Folgen, von Kopfschmerzen bis hin zu Kaumuskelschmerzen, haben. Dr. -medic stom. (RO) Diana Svoboda MSc, MSc, ärztliche Leiterin der diPura Fachklinik für Zahnästhetik und Implantologie in Essen erklärt, wie erfolgsversprechend Knirscherschienen oder Botox als Behandlungsoption sein können.
Unsere Zähne können das körperliche Wohlbefinden viel stärker beeinflussen, als man vermutet. „Heutzutage gilt es als erwiesen, dass sich Erkrankungen der Zähne oder der Mundhöhle auf die Gesundheit des gesamten Körpers auswirken können. Und ein Problem, welches Auswirkungen auf unser gesamtes Wohlbefinden haben kann, ist das Zähneknirschen”, sagt Dr. -medic stom. (RO) Diana Svoboda MSC, MSc, ärztliche Leiterin der diPura Fachklinik für Zahnästhetik und Implantologie in Essen und am neuen Standort Düsseldorf. Dabei reiben bzw. pressen die Betroffenen meist unbewusst den Ober- und Unterkiefer aufeinander. Das passiert häufig im Schlaf, ist aber auch tagsüber möglich. Dafür gibt es zwei Begriffe: Wachbruxismus und Schlafbruxismus.
Wer leidet unter Zähneknirschen
Die meisten Menschen knirschen im Laufe ihres Lebens mit den Zähnen. Das bleibt bei den meisten Betroffenen zum Glück oft nur eine kurze Episode. Ein chronisches Problem entwickelt sich trotzdem bei rund 20 Prozent der Knirschenden. „Krankhaftes Zähneknirschen kann durch emotionalen Stress, Angststörungen, Abusus von Nikotin, Koffein, Alkohol oder Drogen verursacht werden. Aber auch Schlafstörungen, wie zum Beispiel Schnarchen, und andere genetische Einflüsse und Nebenwirkungen von Medikamenten können Risikofaktoren sein“ erklärt Dr. -medic stom. (RO) Diana Svoboda MSC, MSc. Allerdings kann der Bruxismus auch eine protektive Funktion haben, zum Beispiel beim Schnarchen oder beim Sodbrennen, dem sogenannten Reflux, bei dem die Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt. Beim Schnarchen kann der Bruxismus dafür sorgen, dass die Kaumuskulatur angespannt und die Atemwege offen gehalten werden. So bekommt der Schnarcher besser Luft. Beim Sodbrennen wird durch die Muskelaktivität des Knirschens der Speichelfluss erhöht, welches die Säurewirkung der Magensäure reduziert.
Folgen des Zähneknirschens
Das Knirschen mit den Zähnen hat vor allem Folgen für den Kiefer. Durch das Aufeinanderpressen des Ober- und Unterkiefers entstehen Verspannungen und Verhärtungen der Gesichtsmuskulatur, was dort vor allem zu Schmerzen führen kann. Durch das Aufeinanderreiben der Zähne wird auch die Zahnsubstanz vermehrt abgenutzt und geht verloren, die Zähne werden empfindlicher. Die Zähne können außerdem locker werden, der Zahnnerv kann angegriffen werden und letztendlich sogar absterben. Auch das häufige Herausbrechen von Zahnfüllungen oder von Keramikrestaurationen kann eine Folge des Zähneknirschens sein. Darum ist es wichtig, das Zähneknirschen frühzeitig zu erkennen und zu versuchen, es zu beheben.
Was kann man gegen das Zähneknirschen tun?
Als Abhilfe können Okklusionsschienen eingesetzt werden, auch bekannt als Knirscher- oder Aufbissschienen. Dr. Svoboda erläutert: „Für das nächtliche Zähneknirschen wird häufig eine spezielle Zahnschiene verwendet. Diese Schutzschienen werden auf die obere oder untere Zahnreihe aufgesetzt und bedecken die Kauflächen. Dadurch wird verhindert, dass die Zähne durch die Knirsch- und Pressbewegungen aneinander reiben, bzw. Druck aufeinander ausüben. Schäden am Gebiss werden dadurch vermieden. Auch die Muskeln im Kiefer können sich dadurch mit der Zeit entspannen.“
Doch nicht nur Zahnschienen können für Linderung sorgen, relativ neu wird auch Botuliniumtoxin (Botox) eingesetzt. Bei der Behandlung wird Botox in den Hauptkaumuskel des Kiefers injiziert, wodurch die Kraft der Kiefermuskulatur reduziert wird. Beim Knirschen wirken Kräfte von bis zu 800 Newton auf die Zähne, was in etwa dem Gewicht von 100 Kilogramm entspricht! Die Injektion sorgt dafür, dass sich die Kiefermuskeln entspannen können, um den Effekt aufrechtzuerhalten, muss die Behandlung allerdings nach einigen Monaten wiederholt werden.
Neben dieser Behandlunsgoption können Patient*innen durch Selbstbeobachtung, Achtsamkeitstraining sowie mithilfe der sogenannten progressiven Muskelentspannung nach Jakobsen lernen, das Zähneknirschen selbstständig zu lindern. Dabei ist es wichtig zu lernen, wie Muskelanspannungen vermieden bzw. wie die Kiefermuskulatur gelockert werden kann. Auch eine Physiotherapie kann helfen, Bruximus zu reduzieren. Dabei kann mithilfe der bereits genannten progressiven Muskelentspannung Verspannungen gelöst und Stress abgebaut werden. Zudem unterstützen Verhaltenstherapien, Gewohnheitswahrnehmungen und Selbstbeobachtungstraining die Physiotherapie.
Außerdem kann gegen das Zähneknirschen auch Biofeedback zum Einsatz kommen. Dabei werden durch verschiedene Geräte akustische, elektrische oder mechanische Impulse gesetzt, die den Patient*innen unterschwellig beeinflussen, um die Muskelaktivität zu mindern. Biofeedback kann sowohl bei Schlaf- als auch bei Wachbruxismus eingesetzt werden. In der aktiven Phase der Therapie kann die Minderung der Muskelaktivität erreicht werden, bisher sind Langzeiteffekte allerdings noch nicht belegt.
Dr. -medic stom. (RO) Diana Svoboda MSc, MSc ist ärztliche Leiterin der diPura Fachklinik für Zahnästhetik und Implantologie in Essen und zertifizierte Sportzahnmedizinerin.
diPura GmbH & Co. KG / 14.04.2022
Foto: „diPura Zahnklinik“