Auszubildende in der Pflege werden in den Einrichtungen durch Praxisanleiter*innen begleitet. Für diese gesetzlich vorgeschriebene Unterstützung in den Einrichtungen des Gesundheitswesens qualifizieren sich Pflegefachkräfte in berufspädagogischen Weiterbildungen. In der Regel gibt es für die Aufgabe der Praxisanleitung grundsätzlich zwei Varianten: Sie nehmen diese Aufgabe entweder stationsgebunden während ihres ganz normalen Arbeitsablaufs als Pflegefachkraft wahr, oder sie werden extra dafür freigestellt. Mit beiden Konzepten hat sich Dr. Daniela Schlosser in ihrer Promotion am Fachbereich Gesundheit der FH Münster befasst.
„Der Wunsch, mich eingehender mit Pflegeanleitung auseinanderzusetzen, ist durch mein Engagement im ‚Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe‘ gereift“, erzählt die Lehrkraft für besondere Aufgaben. „Ich habe dafür einen großen Bedarf gesehen – so umfassend widmete sich bislang keine Publikation der Praxisanleitung.“ Auch in ihrer beruflichen Praxis als gelernte Pflegefachkraft und Masterabsolventin des Studiengangs Bildung im Gesundheitswesen habe sie erlebt, dass die Rolle von Praxisanleiter*innen oft nicht klar sei. Im Mittelpunkt ihrer Studie stehen die Vor- und Nachteile beider Konzepte. Dafür hat sie Interviews mit Auszubildenden und ihren Anleiter*innen geführt und am UKM in der Weiterbildung mit angehenden Praxisanleiter*innen gearbeitet.
„Eingebettet im Tagesgeschäft besteht die Chance, direkt im Tun alles zu erklären, sowohl die vielen kleinen als auch die schwerwiegenden Handgriffe und Entscheidungen“, erklärt Schlosser. Oft aber müsse es im Alltag schnell gehen, sodass die anleitenden Pflegekräfte ohne Erklärung die Tätigkeiten selbst ausführen oder nicht ausreichend begründen können, warum bestimmte Schritte dann doch nicht wie in der Theorie gelernt umgesetzt würden. „Dagegen befinden sich Pflegekräfte, die ausschließlich für Praxisanleitung verantwortlich sind, in der begleitenden Situation. Sie können von vornherein die Zuständigkeiten, Erwartungen und Rollen klären. Sie haben mehr Zeit und können zielorientierter anleiten, zumal sie oftmals Patientinnen und Patienten speziell für Lernzwecke auswählen können.“
Dass aber genau diesem Konzept der Vorrang zu geben sei, haben Schlossers Untersuchungen und Erfahrungsberichte nicht gezeigt. „Nicht die institutionell vorgegebenen Rahmenbedingungen sind entscheidend für die Qualität der Praxisanleitung, sondern die Kompetenzen im zwischenmenschlichen Bereich, die Fähigkeit im Umgang mit Menschen – auf beiden Seiten, den Lernenden und den Praxisanleitenden“, lautet das Fazit der Berufspädagogin. Fachkompetenz, Wertschätzung, Ehrlichkeit, Praxisnähe, Motivation – das seien die Merkmale einer gelungenen Praxisanleitung. Verbesserungsvorschläge für beide Konzepte hat Schlosser dennoch parat, wie etwa dem simulationsbasierten Lernen mehr Raum einzuräumen.
Die Promotion „Die Praxisanleitung in der Pflegeausbildung gestalten. Eine qualitativ-empirische Studie zur Rollenklarheit und Rollendiffusität“ ist im Waxmann Verlag Münster in der Reihe Internationale Hochschulschriften erschienen (364 Seiten, Paperback, 34,90 Euro, ISBN 978-3-8309-4500-0.). Die Publikation richtet sich an Pflegekräfte mit der berufspädagogischen Zusatzqualifikation zur Praxisanleitung sowie an Lehrende in Pflegeschulen und Hochschulen.
FH Münster / 05.04.2022
Fotos: FH Münster / Anne Holtkötter / Waxmann Verlag