Die für Juni 2022 geplante 45. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees wird verschoben. Das teilte die UNESCO im Anschluss an eine Konsultation aller Mitglieder des Vorstands des Welterbekomitees mit. Die Sitzung sollte ursprünglich vom 19. bis 30. Juni 2022 in Kasan, Russland, stattfinden. Das hatte das Komitee bei seinem Zusammenkommen im Sommer 2021 festgelegt. Ein neuer Termin ist noch nicht bekannt.
Hierzu betont der Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission Roman Luckscheiter: „Die Verschiebung der Welterbesitzung kann nur ein Zwischenschritt sein. Die Brutalität des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und das daraus resultierende unermessliche menschliche Leid stehen im größtmöglichen Widerspruch zu den Zielen und Aufgaben der UNESCO, zu denen sich alle Mitgliedsstaaten bekannt haben. Gemeinsam mit über 30 anderen nationalen UNESCO-Kommissionen haben wir uns daher in einem offenen Brief an die Mitglieder des Welterbekomitees eindeutig positioniert. Wir halten es weiterhin für undenkbar, die Sitzung in Russland oder unter Vorsitz Russlands abzuhalten, solange Russland diesen Krieg führt und damit das ukrainische Kultur- und Naturerbe gefährdet, zerstört und so die Welterbekonvention bricht. Sollte es dazu kommen, werden wir nicht teilnehmen.“
Hintergrund
Das UNESCO-Welterbekomitee ist das wichtigste mit der Umsetzung der Welterbekonvention betraute Gremium. In seinen jährlichen Sitzungen entscheidet es unter anderem über Neueinschreibungen in die Welterbeliste, Einschätzungen zum Erhaltungszustand der Welterbestätten, die Liste des Welterbes in Gefahr, den Welterbefonds sowie diverse thematische Programme. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.154 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 52 davon gelten als bedroht. Deutschland verzeichnet 51 Welterbestätten.
Dem UNESCO-Welterbekomitee gehören zum jetzigen Zeitpunkt folgende 21 Vertragsstaaten der Welterbekonvention an: Russland (Vorsitz), Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Belgien, Bulgarien, Griechenland, Indien, Italien, Japan, Katar, Mali, Mexiko, Nigeria, Oman, Ruanda, Saint Vincent und die Grenadinen, Saudi-Arabien, Sambia, Südafrika, Thailand
Entschieden werden soll in der 45. Sitzung des Welterbekomitees unter anderem über die Welterbe-Nominierung des Jüdisch-Mittelalterlichen Erbes in Erfurt.
Die UNESCO überwacht auch die Zerstörung von Kultur- und Naturerbe in der Ukraine. Zuletzt veröffentlichte sie am 14. April 2022 verifizierte Zahlen zu beschädigten oder zerstörten Kulturstätten, nämlich 47 Gebäude für religiöse Zwecke, 9 Museen, 28 historische Stätten, 3 Theater, 12 Denkmäler und Bibliotheken.
Deutsche UNESCO-Kommission / 22.04.2022