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Gesund essen schützt die Biodiversität

Neue Studie

Verlust von intakten Naturflächen (rNIV) unter verschiedenen Szenarien bis 2050: BAU – „Business as usual“, D – gesunde Ernährung, DI – gesunde Ernährung plus Düngung und Bewässerung, DIC – gesunde Ernährung, Düngung, Bewässerung, Wechsel von Feldfrüchten; Entwicklungsszenarios bis 2050 nach RCP4.5 / SSP1 (Bild: Rasche et al, 2022)

Eine pflanzenbasierte Ernährung kommt mit weniger Fläche für die Landwirtschaft aus. Dr. Livia Rasche vom Exzellenzcluster CLICCS der Universität Hamburg zeigt jetzt in einer Studie, dass dies den Verlust der Biodiversität aufhalten könnte.

Es gibt weltweit 35 so genannte Hotspots der Biodiversität. In diesen Regionen ist die Artenvielfalt besonders groß – und besonders gefährdet. Jeder Hotspot beherbergt beispielsweise zwischen 1.500 und 15.000 Pflanzenarten, die allein hier vorkommen. Gleichzeitig hat jede dieser Regionen mindestens 70 Prozent ihrer ursprünglichen Vegetation bereits durch Landnutzung verloren, Tendenz steigend. Weil sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche weiter ausdehnt, sind die verbleibenden ursprünglichen Flächen weltweit gefährdet. Ein Team um Dr. Livia Rasche zeigt, wie eine pflanzenbasierte Ernährung in Kombination mit effektiver Bewirtschaftung theoretisch helfen könnte, die verbliebenen Naturräume zu schützen.

Die Studie untersucht verschiedene Szenarien und ist jetzt im Fachmagazin „Global Ecology and Biogeography“ erschienen. Fazit: Bei einer Umstellung auf hauptsächlich pflanzliche Lebensmittel würden bis zum Jahr 2050 in mindestens 16 Hotspots die verbliebenen Naturflächen komplett erhalten bleiben. Ganz ohne eine Veränderung von Ernährungsweise oder Anbaumethode könnten dagegen nur in sechs Hotspots die Naturflächen erhalten werden. Fünf bis zehn der Hotspots würden ihre gesamte ursprüngliche Fläche an die Landwirtschaft verlieren.

Konkret verknüpfte das Team Daten zu Ertrag und Klima mit Angaben zu Ernährungsgewohnheiten, Bevölkerungswachstum und Einkommensentwicklung. Daraus berechneten sie für jeden Hotspot, in wie weit die landwirtschaftliche Produktion den Bedarf im Jahr 2050 decken würde, falls sich an den Anbaumethoden nichts ändert, die Menschen sich aber gesünder ernähren. Eine gesunde Ernährung ist dabei im Rahmen der Nachhaltigkeitsziele (SDG) definiert, sie enthält durchschnittlich 2.500 Kilokalorien und beruht zu 80 bis 90 Prozent auf pflanzlichen Inhaltsstoffen.

Überrascht war das Forschungsteam davon, dass sich die Situation in fünf Hotspots bei gesunder Ernährung verschlechtert. „In diesen Regionen umfasst die Grundernährung oft nicht einmal die erforderlichen 2.500 Kalorien“, erklärt die Geoökologin Rasche. „Gleichzeitig wird die Bevölkerung hier voraussichtlich stark wachsen. Daher würde eine gesunde Ernährung sogar mehr Agrarfläche erfordern – anstatt die bewirtschaftete Fläche zu reduzieren, wie es in Industrieländern bei fleischbasierter Ernährung der Fall ist.“ Würde jedoch der Ertrag durch Dünger und Bewässerung optimal erhöht und gleichzeitig verstärkt Pflanzen angebaut, die deutlich mehr Kalorien enthalten, dann könnten auch hier alle Naturflächen erhalten bleiben.

„Unsere Studie zeigt, was maximal möglich wäre. In der Realität liegt die Lösung sicher irgendwo dazwischen“, sagt Livia Rasche. „Durch eine Umstellung der Ernährungsweise profitieren wir jedoch gleich dreifach: Wir stärken die eigene Gesundheit, schonen die Ressourcen des Planeten und schützen die Vielfalt der Pflanzen und Tiere. Kurz gesagt, wir erhalten unsere Lebensgrundlagen.“

Fachartikel:
Livia Rasche, Jan C. Habel, Nigel Stork, Erwin Schmid, Uwe A. Schneider (2022): Food versus wildlife: Will biodiversity hotspots benefit from healthier diets? Global Ecology and Biogeography, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/geb.13485

Universität Hamburg / CEN / CLICCS / 23.03.2022

Grafik: Universität Hamburg / Rasche et al, 2022

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