Innovative Kühlfahrzeuge waren auch schon vor der Pandemie nicht von den Straßen wegzudenken. Wir haben Joachim Kress – Geschäftsführer der Kress Fahrzeug GmbH – gefragt, wie er das zweite Corona-Jahr 2021 erlebt hat, welche Probleme sich für die Kühlfahrzeugbranche in den Weg gestellt, aber auch welche Chancen und Möglichkeiten sich für die zukünftige Kühl-Logistik entwickelt haben.
Kress auf einen Blick
Die KRESS Fahrzeugbau GmbH ist ein mittelständisches Familienunternehmen, das sich seit 25 Jahren auf die Entwicklung und Fertigung sparsamer, effizienter Kühlfahrzeuge und Kühlaufbauten in Premiumqualität spezialisiert hat. In Meckesheim bei Heidelberg werden pro Jahr rund 700 Kühltransporter, Kühl-LKW und Kühlanhänger spezifiziert und komplett hergestellt. KRESS arbeitet mit allen renommierten Nutzfahrzeugherstellern zusammen, liefert direkt ab Werk sowie über den Nutzfahrzeughandel – Service-Partner gibt es in ganz Deutschland und im angrenzenden Ausland.
Onlinehandel verhalf zum Aufwind
Was waren Ihre größten Herausforderungen im Corona-Jahr 2021 und wie haben Sie diese meistern können?
Ein erheblicher Teil unserer Kunden beliefert die Gastronomiebranche und hat Einbrüche in diesem Sektor einfahren müssen. Anstatt neue Fahrzeuge zu bestellen, wurden hier eher Bestellungen storniert und sogar Bestandsfahrzeuge abgemeldet.
Als ein klassischer Profiteur von Corona-Lockdown und Ausgangsbeschränkungen, konnten sich die Lebensmittel-Heimlieferdienste (Food Home Delivery) etablieren. Was klassisch mit Maske und Abstand im Supermarkt eingekauft wird, hat sich ins Internet verschoben. Dieses Geschäftsmodell wächst seit etwa zehn Jahren. Die Pandemie hat diese Entwicklung nochmal „geboostert“ und uns neuen Aufwind gegeben. Die hier eingesetzten Fahrzeuge sind aus Gründen von Führerschein und Fahrermangel in erster Linie im 3,5-Tonnen-Segment angesiedelt. Gerade hier hat sich KRESS mit der CoolerBox2.0 entscheidende Pluspunkte in Sachen Gewichtsoptimierung und Aerodynamik mit der resultierenden Kraftstoffersparnis erarbeitet.
Zusätzlich wurden unsere zertifizierten Pharmafahrzeuge vermehrt in der Impfstoffverteilung eingesetzt. Dieser Bereich hat sich über das Jahr positiv entwickelt. Da die Mengen, die hier transportiert werden, jedoch nicht mit Lebensmittel vergleichbar sind, konnte der Einbruch nur teilweise kompensiert werden.
Zuliefererkrise: gefordert sind Agilität und Flexibilität
Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation in der Branche (z. B. Fahrgestelle, die von den LKW-Herstellern aktuell nicht geliefert werden können usw.) bei Kress um? Wie sehen Ihre Lösungen aus?
Abgesehen vom Absatz ist die immer noch sehr unverlässliche Lieferung der Fahrgestelle von den OEMs (Erstausrüster) eine Herausforderung. Aber auch verschiedene Rohstoffe und Geräte sind zeitweise nur unregelmäßig zu bekommen. Unsere Fertigungsplanung und die Materialwirtschaft sind seit Monaten extrem gefordert, weil Liefertermine nicht mehr zuverlässig sind. Durch agile Arbeitsweisen, viel Flexibilität und schnelle Handlungsfähigkeit, konnten wir bisher Kurzarbeit aufgrund von fehlendem Material erfolgreich vermeiden.
Was der ganzen Industrie und uns auch bis heute zu schaffen macht, sind die extrem angestiegenen Rohstoffpreise. Je nach Materialart mussten wir Preissteigerungen von über 100 % verzeichnen. Die Kosten verharren mittlerweile auf einem maximalen Niveau. Niemand kann voraussagen, wohin die Entwicklung hier gehen wird.
Vorfahrt für Effizienz und Innovation
Welche technischen Neuheiten im Bereich der Kofferaufbauten konnten Sie im vergangenen Jahr einführen?
Trotz der Corona-Pandemie bleibt die Weiterentwicklung unserer Produkte ein zentrales Thema für uns. So konnten wir zur „NUFAM“ im September unsere neu entwickelte Schiebetür präsentieren. Durch den fehlenden Schwenkbereich des Türflügels, kann die Tür auch bei beengten Verhältnissen – z. B. beim Parken in zweiter Reihe – problemlos geöffnet werden. Dadurch sind Beschädigungen fremder Fahrzeuge durch aufschlagende Türflügel passé.
Mit unserer jüngsten Weiterentwicklung, dem „IsoFlex Kälterückhaltesystem“, können wir unseren Tiefkühlkoffer „CoolerBox2.0 Maxi“ jetzt ohne schwenkbare Hecktüren liefern. Kundenvorteil: Zum Be- und Entladen müssen keine Hecktüren mehr geöffnet werden! Der Verschluss des Portals erfolgt lediglich durch das IsoFlex-System, kombiniert mit einer Standard-Ladebordwand. Die Isolierfähigkeit wurde in der Klimakammer geprüft und wird auf Wunsch vom TÜV mit einem ATP-Zertifikat bescheinigt.