In der Türkei werden weiterhin alle Sprachen der Völker der Region, außer dem Türkischen, diskriminiert. Das betrifft insbesondere die kurdische Sprache. Anlässlich des 21. Februar, dem internationalen Tag der Muttersprache, weist Murat Atabay, Ko-Vositzender der Bildungsgewerkschaft Eğitim-Sen in Wan, auf die Assimilationspolitik gegen alles Kurdische hin und fordert, Kurdisch als Bildungssprache an Schulen einzuführen.
Im ANF-Gespräch kritisiert Atabay, dass keinerlei Schritte zur Anerkennung von Kurdisch als Bildungssprache oder für den verfassungsmäßigen Schutz der Sprache unternommen worden seien. Er fährt fort: „Wir kämpfen seit Jahren für muttersprachlichen Unterricht. In der letzten Zeit gab es Diskussionen über Kurdisch als Wahlfach, aber als Gewerkschaft sehen wir es nicht als angemessen an, Kurdisch zu einem Wahlfach zu machen. Die Muttersprache eines Volkes kann kein Wahlfach sein. Wir treten dafür ein, dass das kurdische Volk, das als Gründungselement der Republik Türkei galt, das Recht auf Bildung in ihrer Muttersprache haben muss. In diesem Sinne sind verfassungsmäßige Garantien notwendig. Kurdisch muss verfassungsrechtlich garantiert und die Hindernisse für muttersprachlichen Unterricht müssen beseitigt werden.“
„Ein gesunde Sprachentwicklung wird verhindert“
Atabay warnt, dass die Bildung in einer anderen Sprache als der Muttersprache Kinder schwer belastet: „So verlieren Kinder massiv an Selbstvertrauen und bringen schlechte Leistungen. Das ist ein schweres Trauma für Kinder; sie erleben eine starke psychische Belastung, und bekommen Probleme bei der Anpassung an das soziale Leben. Neben Türkisch sollte jedes Volk das Recht haben, in seiner Muttersprache zu lernen. Alle Hindernisse dafür müssen beseitigt werden. Wir sehen deutlich, dass Kinder, die in ihrer Muttersprache erzogen werden, in jeder Hinsicht erfolgreicher sind.“
„Die Assimilation geht weiter“
Der Gewerkschafter weist darauf hin, dass die Türkei ein monistisches Selbstverständnis von „einer Nation, einer Sprache und einem Staat“ verfolge: „Seit Jahren nimmt diese Repression zu. Dazu haben wir Vorschläge für Familien und Organisationen, die in diesen Bereichen arbeiten: Die Familien müssen für ihre Muttersprache eintreten. Sie müssen ihre Muttersprache zu Hause sprechen. Auch die zivilgesellschaftlichen Organisationen sollten ihre Arbeit vereinen und wirksame Schritte unternehmen.“