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„Hochschulen nicht für Verkehrswende gerüstet“

Studie des Bundes warnt vor „gravierenden Engpässen“ an Eisenbahnlehrstühlen

Sieben Bundesländer haben an Hochschulen keinerlei Ausbildungsangebote für die Zukunftsbranche Eisenbahn. Eine neue Studie fordert mehr Engagement von Bund und Ländern.

Weniger als fünf Prozent der deutschen Hochschulen verfügen über Lehrstühle mit Eisenbahnkompetenz. Und: Bei der Besetzung akademischer Stellen für den Schienenverkehrssektor zeichnen sich „gravierende Engpässe“ ab, „die sich künftig noch verschärfen werden“. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) heute veröffentlicht hat.

Nicht einmal jede 20. Hochschule hat Lehrstühle mit Eisenbahnkompetenz

„Die Ampel-Koalition will die Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr bis 2030 verdoppeln und den Marktanteil der Güterbahnen auf 25 Prozent steigern. Dafür braucht der Sektor zehntausende zusätzliche Ingenieurinnen und Ingenieure. Mit der heutigen Ausstattung sind die Hochschulen nicht für die Verkehrswende gerüstet“, fasste Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege am Freitag in Berlin die Studienergebnisse zusammen.

Erhöhung der Studierendenzahlen „schon heute dringend geboten“

Auch die Studien-Autoren warnen unmissverständlich vor einem Scheitern klimapolitischer Zielsetzungen: „Eine Erhöhung der Studierendenzahlen im Eisenbahnwesen ist im Hinblick auf den Arbeitsmarkt schon heute dringend geboten. Gelingt es in den kommenden Jahren nicht, deutlich mehr hochqualifizierte Fachkräfte für den Schienenverkehrssektor auszubilden, sind der beabsichtigte Ausbau der Schienenwege und die Steigerung der Schienenverkehrsleistung kaum zu bewerkstelligen“, heißt es in dem 26-seitigen Kurzbericht.

Bedarf an Ingenieuren mindestens zehnmal höher als derzeitige Absolventenzahl

Der Präsident des Verbandes Deutscher Eisenbahningenieure (VDEI), Thomas Mainka, prognostiziert einen dramatischen Engpass bei akademischen Fachkräften in den kommenden Jahren. „Der Bedarf an Eisenbahningenieurinnen und -ingenieuren ist zehn- bis fünfzehnmal höher als die Universitäten und Hochschulen derzeit ausbilden“, sagte Mainka, der auch Vorstandsmitglied der Allianz pro Schiene ist.

Die Autoren der DZSF-Studie empfehlen „Leuchtturm- und Schwerpunktstandorte“ zur Stärkung der eisenbahnbezogenen Lehre. Allerdings werde die Umsetzung dieses Konzeptes „nicht ohne Stiftungsprofessuren, Sonderförderprogramme und die finanzielle Beteiligung des Bundes sowie der Länder gelingen.“

Jeder vierte der 550.000 Beschäftigten der Branche hat akademischen Abschluss

Zurzeit beschäftigt die stark wachsende Eisenbahnbranche rund 550.000 Menschen, von denen jeder vierte einen akademischen Abschluss hat. Aber auch in den nicht-akademischen Berufen „besteht bereits heute ein großer Fachkräftemangel“, wie eine ebenfalls am Freitag vom DZSF veröffentlichte Studie zu „Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Schienenverkehrssektor“ konstatiert. Hier könne „die kontinuierliche Weiterbildung der im Sektor Beschäftigten sowie die Qualifikation neuer Fachkräfte durch Umschulung“ einen Teil des Bedarfes decken. Dennoch werde sich ohne konsequentes Gegensteuern auch im nichtakademischen Bereich des Schienensektors der Fachkräftemangel „weiter verschärfen“.  Für Studierende und Beschäftigte sei der weiter wachsende Fachkräftebedarf der Eisenbahnbranche allerdings auch eine Chance, so Flege. „Auch in den kommenden Jahren steht der Eisenbahnsektor für sichere Beschäftigung und vielfältige Karrieremöglichkeiten.“

Allianz pro Schiene e.V. / 25.02.2022

Grafik: Allianz pro Schiene e.V.

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