38 Prozent der Befragten würden EY nicht mehr als Abschlussprüfer mandatieren
Ruf und Reputation der Beratungsgesellschaft EY haben stark unter dem Wirecard-Skandal gelitten. Dies ergab eine im Auftrag von Professor Dietmar Fink, Wissenschaftlicher Direktor des Forschungsinstituts WGMB, durchgeführte Exklusivstudie. 1649 deutsche Entscheiderinnen und Entscheider aus 13 Branchen befragte Fink – darunter Finanzvorstände und Geschäftsführer, aber auch Verantwortliche für das Rechnungswesen. Fink hatte die Studie zuletzt 2020 durchgeführt.
Im Gesamturteil, in das auch die Bereiche Consulting und Steuerberatung einfließen, schaffte EY es gerade noch auf Rang vier, weit abgeschlagen hinter den übrigen Mitgliedern der sogenannten „Big Four“: PwC, KPMG und Deloitte. EY setzte in Deutschland zuletzt mit rund 11.500 Beschäftigten 2,1 Milliarden Euro um.
Regelrecht abgestürzt sind die Noten für EY in der Wirtschaftsprüfung, dem Kerngeschäft des Dienstleistungskonzerns. Die Befragten bewerten die Qualität von EY schlechter als die Leistungsfähigkeit deutlich kleinerer Adressen wie BDO, Warth & Klein, Ebner Stolz oder Rödl & Partner. Die hatten in früheren Untersuchungen stets schwächer abgeschnitten als EY.
EY hatte die Bilanzen des einst im Dax notierten Zahlungsdienstleisters zehn Jahre lang uneingeschränkt testiert und dabei eine Reihe von Hinweisen übersehen, die den größten Betrugsfall der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte vermutlich um Jahre früher hätten beenden können.
„Kein anderer Skandal der Vergangenheit hat sich in Deutschland derart negativ auf das Image einer unmittelbar daran beteiligten Unternehmensberatung oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ausgewirkt“, analysiert Fink. „Das kann auch massive Folgen für die Geschäftsentwicklung in den kommenden Jahren haben.“
Auf die Frage, ob sie EY künftig als Abschlussprüfer mandatieren würden, antworteten immerhin 38 Prozent der Befragten mit „Nein“. Davon sagten wiederum über 55 Prozent, dass sie auch auf die Dienste der Unternehmens- und Steuerberater von EY verzichten würden.
manager magazin Verlagsgesellschaft mbH / 20.01.2022