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BUND-Erfolg: Kosmetikfirma nimmt schädliches Produkt vom Markt

Verbot von Fluorchemikalien in Konsumprodukten muss kommen

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert die neue Bundesregierung zu einer strengen Regulierung extrem langlebiger und gesundheitsschädlicher Fluorchemikalien auf.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert die neue Bundesregierung zu einer strengen Regulierung extrem langlebiger und gesundheitsschädlicher Fluorchemikalien auf. In Deutschland konnte der BUND im Kampf gegen die schädlichen Stoffe gerade wieder einen Erfolg verbuchen: Das Make-Up-Produkt Fresh Nude Foundation der Firma „The Body Shop“ enthielt eine Substanz, die zur Freisetzung der international regulierten Fluorchemikalie PFOA beiträgt. Auf Nachfragen des BUND nahm die Firma das Produkt in Deutschland aus dem Sortiment. In anderen Ländern wird es jedoch nach wie vor vertrieben. Auf die Gefahren, die von diesen Stoffen ausgehen, macht die neue BUND-Publikation „Fluorchemikalien: langlebig, gefährlich, vermeidbar“ aufmerksam.

PFOA wird in der Umwelt kaum abgebaut und reichert sich stark im Menschen an. Laut Umweltbundesamt haben fast 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen PFOA im Blut. Der Schadstoff wird unter anderem mit Nieren- und Hodenkrebs, Schilddrüsenerkrankungen und hohem Cholesterinspiegel in Verbindung gebracht. Daher sind PFOA und seine Vorläuferverbindungen unter der Stockholm-Konvention für weltweit zu ächtende gefährliche Stoffe reguliert. In der EU sind sie seit Juli 2020 verboten.

BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock: „Fluorchemikalien sind ein großes Risiko für die Gesundheit, sie kontaminieren Böden und verunreinigen Trinkwasser. Diese Stoffe, die auch ewige Chemikalien genannt werden, bauen sich in der Umwelt kaum ab. Daher fordern wir einen kompletten Ausstieg aus Produktion und Verwendung dieser Stoffe bis spätestens 2030. Für Konsumprodukte muss ein Sofortverbot bis spätestens 2025 kommen.“

Das Beispiel PFOA in Kosmetikprodukten zeigt: Die bislang in der Chemikalienpolitik übliche Regulierung einzelner Schadstoffe funktioniert nicht. Dänemark macht dagegen vor, dass schnelles Handeln auch jetzt schon möglich ist. Das nördliche Nachbarland erließ im Juni 2020 ein nationales PFAS-Verbot für alle Materialien mit Lebensmittelkontakt.

Der BUND fordert die Bundesregierung auf, dem dänischen Beispiel zu folgen und als größte Chemienation Europas eine Vorreiterrolle beim Ausstieg aus der Fluorchemie in der EU zu übernehmen. Denn PFAS sind auch eine globale Bedrohung: Selbst in Polargebieten werden sie nachgewiesen und werden nicht wieder verschwinden.

In Deutschland hat insbesondere die Verwendung von Fluorchemikalien in Schaumlöschmitteln zu großflächigen Boden- und Grundwasserverunreinigungen geführt. Praktisch kein Flugplatz ist ohne eine solche Altlast. Das Trinkwasser ist bedroht. Eine Sanierung ist schwierig und sehr teuer.

„Wir müssen jetzt handeln, damit keine weiteren PFAS in Produkten und in die Umwelt freigesetzt werden. Jedes freigesetzte PFAS-Molekül ist eines zu viel. Was wir jetzt brauchen sind zeitnahe Verbote und eine schnelle Umsetzung der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit“, so von Broock.

Hintergrund:
Die Gruppe der Fluorchemikalien (per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, PFAS) umfasst mehr als 4.700 Chemikalien. Sie sind nicht nur in Kosmetika, sondern auch in unzähligen weiteren Alltagsprodukten enthalten. In Kosmetikprodukten werden PFAS unter anderem als Emulgatoren, Antistatika, Tenside und Filmbildner insbesondere in dekorativer Kosmetik, Haut- und Haarpflegeprodukte verwendet.

Manche PFAS können schon in sehr niedrigen Konzentrationen für Menschen giftig sein, etwa für das Immunsystem und die Funktion der Schilddrüse. Bislang sind lediglich weniger als zehn von insgesamt mehr als 4.700 Einzelverbindungen gesetzlich reguliert – und nur zwei auf internationaler Ebene: PFOA (Perfluoroctansäure) und PFOS (Perfluoroctansulfonsäure). Diese und andere PFAS werden etwa zur Herstellung von Teflon verwendet, sind aber auch in wasserdichter Kleidung, Zelten, Teppichen, Kosmetika und Zahnseide und anderen Produkten enthalten.

Eine im Mai vom BUND und sieben weiteren Umweltverbänden veröffentlichte Studie zeigte, dass 32 von 42 getesteten Lebensmittel-Verpackungen PFAS enthielten, selbst solche, die als kompostierbar gekennzeichnet werden. Weil viele Unternehmen die genaue Verwendung von PFAS als vertrauliche Information einstufen, sind Auskünfte dazu nur schwer zu bekommen.

BUND / 03.12.2021

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