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Voller Bremsdruck

Der Mercedes-Benz Bremsassistent BAS wird vor 25 Jahren vorgestellt

Der Bremsassistent BAS PLUS hat 2005 seine Weltpremiere in der Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe 221. Das System kontrolliert ständig mithilfe zweier 24-GHz-Nahbereichsradarsensoren hinter den Frontstoßfängern den Abstand zum Vordermann. Unterschreitet der Abstand eine kritische Schwelle, warnt das System den Fahrer und berechnet den erforderlichen Bremsdruck, um gerade noch rechtzeitig zum Stehen zu kommen. Im Labor, auf Teststrecken, im Fahrsimulator und im Straßenverkehr haben die Entwickler das System auf Herz und Nieren geprüft. Foto einer Versuchsanordnung auf einer Teststrecke aus dem Jahr 2005. (Fotosignatur der Mercedes-Benz Classic Archive: 05A2323)

Eine Notbremsung kann Leben retten. Doch viele Autofahrer treten dann zwar schnell, aber nicht kraftvoll genug aufs Bremspedal – das finden die Mercedes-Benz Ingenieure Anfang der 1990er-Jahre bei Versuchen im unternehmenseigenen Fahrsimulator heraus. Ihre Antwort ist der Bremsassistent BAS, auch „Brake Assist“ genannt. Die Marke stellt ihn am 25. November 1996 vor. BAS gilt als einer der Schlüssel in der Kette wichtiger Sicherheitsentwicklungen von Mercedes-Benz.

Ab Dezember 1996 gehört der Bremsassistent zur Serienausstattung zunächst von S-Klasse (Baureihe 140) und SL (R 129). Sukzessive erhalten auch die anderen Baureihen das Assistenzsystem. Seine Funktionsweise: Der BAS interpretiert eine bestimmte Geschwindigkeit, mit der das Bremspedal betätigt wird, als Notsituation und baut binnen Sekundenbruchteilen die maximale Bremskraftverstärkung auf. Das verkürzt den Bremsweg deutlich – bei 100 km/h auf trockener Fahrbahn beispielsweise um bis zu 45 Prozent. Seine Wirkung untersucht Mercedes-Benz wiederum im Fahrsimulator: Der Bremsassistent kann Auffahrunfälle mildern oder sogar verhindern. Und er leistet einen wirksamen Beitrag zum Fußgängerschutz. In einer Versuchsreihe fahren 55 Autofahrer mit 50 km/h durch eine Ortschaft, als plötzlich ein Kind auf die Fahrbahn läuft. Nur eine Vollbremsung verhindert den Unfall.

Wie weit damals bereits die Systemvernetzung vorangeschritten ist, zeigt, dass der Bremsassistent mit Daten des Antiblockiersystems ABS arbeitet – wie auch die Antriebsschlupfregelung ASR, das Automatische Sperrdifferenzial ASD, das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP®, das elektronisch gesteuerte Automatikgetriebe, der Abstandsregeltempomat DISTRONIC und viele mehr. Je nach Funktion und Aufgabe kommen dabei weitere Sensoren und Steuerungen zum Einsatz. Die Regelelektroniken von ABS, ESP®, BAS und ASR sind in einem Steuergerät vereint.

Ein weiteres Beispiel für die Vernetzung: Im Premierenjahr des Bremsassistenten arbeiten andere Sicherheitsentwickler von Mercedes-Benz bereits am vorbeugenden Insassenschutzsystem PRE-SAFE®. Dieses nutzt die BAS-Information, dass eine Unfallsituation bevorsteht, als einen von mehreren Indikatoren: Umgehend bereitet PRE-SAFE® den Innenraum auf einen möglichen Aufprall vor, indem es unter anderem die Sitzlehnen auf eine optimale Gurtwirkung hin justiert und das Schiebedach schließt. PRE-SAFE® feiert 2002 seine Premiere in der S-Klasse der Baureihe 220. Das integrierte System beendet endgültig die vorher übliche getrennte Betrachtung von aktiver und passiver Sicherheit.

Der Bremsassistent BAS erhält zusätzliche Funktionen

Sieben Jahre später folgt dann der nächste BAS-Aufschlag: In der 2005 vorgestellten S-Klasse der Baureihe 221 hat Mercedes-Benz den Bremsassistenten zu einem vorausschauenden System ausgebaut, das den Autofahrer in kritischen Situationen noch wirksamer unterstützt als bisher. Radartechnik macht es möglich: Sie erfasst die Distanz zu vorausfahrenden Autos, warnt den Fahrer vor zu geringem Abstand und berechnet bei einem drohenden Aufprall die notwendige Bremsunterstützung. Stockt der Verkehr und muss der Autofahrer tatsächlich aufs Bremspedal treten, baut der Bremsassistent BAS PLUS blitzschnell den für die jeweilige Situation berechneten Bremsdruck auf. BAS PLUS nutzt zwei Radarsysteme: Ein neu entwickeltes Nahbereichsradar der 24-Gigahertz-Technik erfasst mit einem Öffnungswinkel von 80 Grad und mit einer Reichweite von 30 Metern das Umfeld vor dem Fahrzeug. Zusätzlich tastet das 77-Gigahertz-Radar der DISTRONIC mit einem Öffnungswinkel von neun Grad drei Fahrspuren einer Autobahn bis auf eine Entfernung von 150 Metern ab. Und wiederum testen die Entwickler das System im Fahrsimulator. Das eindrucksvolle Ergebnis: Beträgt die Unfallquote bei Tests mit herkömmlicher Bremstechnik im Durchschnitt 44 Prozent, sinkt sie mithilfe des Bremsassistenten BAS PLUS um drei Viertel.

Die Entwicklung bleibt zügig. 2006 werden richtungsweisende technische Innovationen wie der aktive Nachtsicht-Assistent und das weiterentwickelte Abstandsregelsystem DISTRONIC PLUS sowie der Bremsassistent BAS PLUS zur PRE-SAFE® Bremse mit autonomer Teilbremsung verknüpft. Ähnlich vernetzte Systeme bietet Mercedes-Benz auch für seine Nutzfahrzeuge an, beispielsweise den Active Brake Assist im Schwerlastwagen Actros. Die PRE-SAFE® Bremse erhält 2013 die Fußgängererkennung, BAS PLUS außerdem den Kreuzungs-Assistenten. Die PRE-SAFE® Bremse heißt inzwischen Aktiver Brems-Assistent, ist Serienausstattung und reagiert auf Autos, Radfahrer und Fußgänger mit einer autonomen Vollbremsung, wenn der Fahrer nicht eingreift.

Und heute? Bremssysteme bleiben essenziell für die Sicherheit im Straßenverkehr. Darüber hinaus sind Notbremssysteme, die auf Basis der Umgebungserfassung ausgelöst werden, eine wichtige Grundlage für hochautomatisierte Fahrzeuge und somit wesentlicher Bestandteil der Vision unfallfreien Fahrens.

Mercedes-Benz Museum GmbH / 19.11.2021

Foto: Mercedes-Benz Museum GmbH

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