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NABU: Beim Schutz der Natur gehen politische Interessen stark auseinander

Umwelt/Koalitionsverhandlungen

Der NABU fordert die nächste Bundesregierung daher auf, unverzüglich ein wirksames Notprogramm gegen die Krise der Natur aufzulegen.

Der Zeitplan der Koalitionsverhandlungen ist ambitioniert. Anfang Dezember soll der neue Kanzler ins Amt gewählt werden. Bevor SPD, Grüne und FDP aber eine Regierung bilden können, müssen die Parteien tragfähige inhaltliche Kompromisse suchen. Die Koalitionäre sehen sich einer der zentralen Herausforderung unserer Zeit gegenüber: dem Schutz des Klimas und der Einhaltung des 1,5-Grad-Limits. Obwohl das Ziel so klar und eindeutig ist, sind Zielkonflikte untereinander deutlich zu erkennen. Die Einzelinteressen der Wählergruppen von SPD, Grünen und FDP drohen in einer mutlosen Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners aufzugehen. Auf der Strecke bleibt dabei nicht nur der Klimaschutz, sondern auch der Schutz der Biodiversität.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger fordert deshalb von den Koalitionären mehr Engagement für den Schutz der Natur: „Politisch dominiert zurzeit die Fokussierung auf den Klimaschutz. Das ist erst einmal richtig und dennoch gehen auch hier schon die Interessen auseinander. Aus Perspektive der Wirtschaft brauchen wir Planungssicherheit, Geschwindigkeit und Zugriff auf natürliche Ressourcen, um Klimaschutz und weiteres Wachstum der Wirtschaft zu ermöglichen. Wird nur diese einseitige Perspektive als Maßstab genommen, wird die Zerstörung der Natur weiter voranschreiten. Doch der Verlust an Arten und der Leistungsfähigkeit unserer Ökosysteme ist bereits jetzt genauso dramatisch und bedrohend wie die Klimakrise. In der Wissenschaft besteht darüber weltweit große Klarheit: Sterbende Wälder und trockene Feuchtgebiete sind nur zwei auffällige Beispiele. Die Koalitionäre sollten dieses vorhandene Wissen nutzen. Sie stehen vor der verantwortungsvollen Aufgabe, die Zielkonflikte ehrlich zu benennen und einen Ausgleich zwischen den Interessen herzustellen. Dazu gehört eben auch Engagement für den Schutz von Tieren, Pflanzen, der Erhalt unserer Ökosysteme und ihre Renaturierung, um unsere Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen in die Zukunft zu bringen. Das steht momentan nicht klar genug auf der Agenda.

Je weniger artenreich und stabil Gewässer, Wälder, Meere und Agrarlandschaften sind, desto schutzloser sind wir den Auswirkungen der Klimakrise ausgeliefert. Die Artenvielfalt stärkt die Widerstandsfähigkeit des Planeten. Es geht jetzt um die Entscheidung, ob die Natur die effektivste Verbündete gegen die Klimakrise bleibt. Wälder, Moore und Meere drohen ansonsten zu gefährlichen Quellen von Treibhausgasen zu werden. Klimaschutz ist ohne Naturschutz nicht erfolgreich.

Der NABU fordert die nächste Bundesregierung daher auf, unverzüglich ein wirksames Notprogramm gegen die Krise der Natur aufzulegen. Deutschland muss seine Anstrengungen verdoppeln: Ein wirksamer Schutzschirm für die Natur in Deutschland muss künftig mit einer Milliarde Euro im Jahr zusätzlich finanziert werden. Ein vergleichsweise geringes Engagement im Vergleich zu den im Raum stehenden 50 Milliarden Euro jährlich für den klimawirksamen und sozialverträglichen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Investitionen sollten jedoch nicht gegeneinander aufgerechnet werden, es braucht beide Anstrengungen nebeneinander.

NABU / 28.10.2021

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