Reporter ohne Grenzen (RSF) freut sich sehr über die Verleihung des Friedensnobelpreises 2021 an Maria Ressa und Dmitri Muratow. Sowohl die philippinische Journalistin Maria Ressa, Gründerin des investigativen Mediums Rappler, als auch Dmitri Muratow, Redakteur der regierungskritischen russischen Zeitung Nowaja Gaseta, stehen für mutigen, engagierten Journalismus. Die Auszeichnung gebührt nicht nur diesen beiden unerschrockenen Personen, sondern sie belohnt all jene Journalistinnen und Journalisten, die mit Mut, Engagement und oft unter großer Bedrohung für ihre eigene Sicherheit kritisch und unabhängig berichten.
„Sie verkörpern in ganz besonderer Weise den Kampf für die Unabhängigkeit des Journalismus“, sagte RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske. „Diese Auszeichnung ist eine Würdigung des Journalismus, aber auch ein Aufruf zur Mobilisierung, denn das vor uns liegende Jahrzehnt wird entscheidend sein für die Zukunft des Journalismus. Es ist eine starke Botschaft in einer Zeit, in der Demokratien weltweit durch Desinformation und Hassrede bedroht werden.“
Maria Ressa ist zu einem Symbol für den Kampf der philippinischen Medien gegen die Einschüchterungen durch Präsident Rodrigo Duterte geworden. Ressa berichtete zwei Jahrzehnte lang für CNN aus Südostasien und gründete dann die mehrfach preisgekrönte Nachrichtenseite Rappler. Das Time Magazine kürte die Journalistin 2018 gemeinsam mit weiteren Journalistinnen und Journalisten zur „Person des Jahres“. In diesem Jahr erhält die Journalistin den UNESCO/Guillermo Cano World Press Freedom Prize.
Maria Ressa wird seit langem mit verschiedenen Klagen überzogen. Wegen angeblicher „Diffamierung im Internet“ wurde sie 2020 zu sechs Jahren Haft verurteilt. Sie hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Parallel laufen sechs weitere Anklagen gegen die Journalistin, unter anderem wegen Steuerhinterziehung, die sie für sehr viele Jahre ins Gefängnis bringen könnten. Mehrere frühere Anklagen gegen Maria Ressa mussten die Gerichte jedoch wieder fallenlassen. RSF hat in den vergangenen Monaten gemeinsam mit der #HoldTheLine-Koalition eine beispiellose Solidaritätskampagne geführt. Ressa ist zudem eines von 25 Mitgliedern der 2018 von RSF gegründeten Kommission für Information und Demokratie, die zum Ziel hat, demokratische Garantien im digitalen Raum zu etablieren.
Dmitri Muratow hat sich seit Jahrzehnten und in einem immer restriktiveren Klima für die Pressefreiheit in Russland eingesetzt. Muratow war einer der Gründer der unabhängigen, regierungskritischen Zeitung Nowaja Gaseta, für die er auch heute arbeitet. Auch Anna Politkowskaja, deren Ermordung sich am 07. Oktober zum 15. Mal jährte, hatte für die Moskauer Zeitung geschrieben. Fünf weitere Mitarbeitende der Nowaja Gaseta sind ermordet worden. Insgesamt starben seit Wladimir Putins Amtsantritt im Jahr 2000 in Russland 37 Journalistinnen und Journalisten.
Russland steht auf der RSF-Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 150, die Philippinen auf Platz 138 von 180 Staaten.
Reporter ohne Grenzen (RSF) / 08.10.2021