In dieser Woche fällt der Startschuss für ein innovatives Projekt: Der Ideenwettbewerb hybrides eGovernment ruft Startup-Gründerinnen und -Gründer dazu auf, kreative Ideen zur Lösung konkreter Herausforderungen in der Verknüpfung von privaten und staatlichen Diensten einzubringen.
„Oft hängen Verwaltungsleistungen für Bürgerinnen und Bürger logisch mit privatwirtschaftlichen Dienstleistungen zusammen“, erklärt Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. „Wenn ich online eine Reise buche und feststelle, dass ich einen neuen Reisepass beantragen muss oder wenn ich ein Auto auf einer Online-Plattform kaufe und es im Anschluss anmelden möchte: Für die Bürgerinnen und Bürger wäre es ein echter Mehrwert, wenn man Verwaltungsleistungen in privatwirtschaftliche Portale einbetten oder sie zumindest mit wenigen Mausklicks miteinander verknüpfen könnte“, nennt der Minister mögliche Anwendungsbeispiele.
Im Zuge der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) digitalisieren Behörden in Deutschland mit Hochdruck ihre Verwaltungsdienstleistungen. Hybrides eGovernment – also die nutzerfreundliche Verknüpfung von privatwirtschaftlichen Dienstleistungen und Verwaltungsverfahren – ist ein erklärtes Ziel der Strategie „Digitale Verwaltung Hessen 4.0“. Die zu entwickelnden Lösungen sollen ein zentrales Zukunftsmerkmal der Verwaltung in Hessen sein.
Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus sagt: „Als Fahrplan für den digitalen Fortschritt hat die Hessische Landesregierung die Digitalstrategie verabschiedet. Darin haben wir das Digitale Rathaus ebenso zu einem wesentlichen Baustein der Zukunft erklärt wie die Förderung von Startups und jungen Unternehmen oder die Stärkung des ländlichen Raumes. Im Fokus stehen insbesondere auch die Bereiche Digitale Hochschulbildung, die Vermittlung digitaler Kompetenzen in Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie die Personalentwicklung und -gewinnung. Mit dem Förderprogramm Distr@l unterstützen wir genau diejenigen, die Innovationen entwickeln und produzieren. Denn die Ideen kreativer Köpfe müssen aus den Garagen auf die Straße – so sichern wir die Zukunftsfähigkeit Hessens.“
Der Ideenwettbewerb
Von Mitte Oktober 2021 bis Februar 2022 läuft der Ideenwettbewerb mit dem Ziel, entlang konkreter Digitalisierungsbedarfe aus den Fachbereichen des Ministeriums innovative Lösungen aus der Startup-Szene zu identifizieren und zu prämieren. Im Rahmen des Wettbewerbs werden teilnehmende Startups während einer mehrwöchigen Umsetzungsphase Prototypen entwickeln, die aus der Vision des hybriden eGovernments Realität machen sollen. Folgende drei Innovations-Challenges sollen die Startups bearbeiten:
Offene Challenge: Ganz im Sinne des hybriden eGovernment ist diese Innovations-Challenge offen für diverse digitale Lösungsideen, welche bestimmte Verwaltungsleistungen des Wirtschaftsministeriums mit privatwirtschaftlichen Leistungen verknüpfen, die logisch miteinander zusammenhängen. Teilnehmende sind dazu eingeladen, ihre eigenen Ideen in den Wettbewerb einzubringen und so das Themenspektrum vielfältig zu erweitern.
Quick-Check Bauantrag: Sei es der Kauf einer Gartenhütte oder die Installation einer Solaranlage auf dem Dach – Bürgerinnen und Bürger planen immer wieder Bauvorhaben auf ihrem Grundbesitz. Für viele private Bauvorhaben ist es nicht notwendig, einen Bauantrag zu stellen. Allerdings wissen viele Personen dies oftmals nicht und fragen telefonisch oder via E-Mail bei ihrer lokalen Bauaufsichtsbehörde oder im Wirtschafts- und Wohnungsbauministerium nach. Im Rahmen dieser Challenge soll ein Online-Tool entwickelt werden, über das sich Bürgerinnen und Bürger online schnell, komfortabel und verständlich über die formalen Rahmenbedingungen ihrer individuellen Bauvorhaben informieren können. Im Idealfall kann ein solches Tool unmittelbar in privatwirtschaftlichen Kontexten angewendet werden, z.B. indem man den Quick-Check über ein mobiles Endgerät vornimmt, wenn man vor Ort im Baumarkt vor der Entscheidung einer Anschaffung steht.
Quick-Check ausländische Fahrerlaubnis: Wenn Personen aus dem Ausland nach Deutschland ziehen, müssen sie oftmals ihre Fahrerlaubnis umschreiben lassen, bevor sie hierzulande Kraftfahrzeuge lenken dürfen. In vielen Fällen ist den Zugezogenen jedoch unklar, wie der Umschreibungsprozess funktioniert und welche Dokumente dazu benötigt werden. In einigen Fällen ist keine Umschreibung der Fahrerlaubnis nötig, in anderen wiederum schon. Im Rahmen dieser Challenge soll ein Online-Tool entwickelt werden, über das sich Bürgerinnen und Bürger online und in mehreren Sprachen (z.B. Englisch, Französisch, Arabisch) über die Zulässigkeit ihrer Fahrerlaubnis in Deutschland informieren könnten. Eine Verbindung zu privatwirtschaftlichen Leistungen könnte das Tool beispielsweise im Kontext von offiziellen Übersetzungsdiensten für einzureichende Dokumente oder von Fahrschulen für gegebenenfalls benötigte Prüfungen herstellen. Zudem ist eine Erweiterung rund um Fragen zur Mitnahme eines Autos aus dem Ausland nach Deutschland denkbar, z.B. bezüglich technischer Kontrollen, Versicherungen und Nummernschildern.
Der Ideenwettbewerb findet unter der Federführung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen statt, das von der PD – Berater der öffentlichen Hand bei der Projektdurchführung und -steuerung unterstützt wird. Mit der operativen Durchführung des Wettbewerbs ist PUBLIC Deutschland beauftragt.
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen / 15.10.2021