Heute findet der Welternährungsgipfel der Vereinten Nationen statt. Er ist Teil der 76. UN-Generalversammlung, bei der Staatschefs und Diplomaten unter anderem über den Verlust der Biodiversität und die Klimakrise sprechen werden.
Dazu stellt Jörg-Andreas Krüger, Präsident des NABU, fest: »Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Nahrungsmittelproduktion, unserem Konsumverhalten und den beiden großen Umweltkrisen – dem Artensterben und der Erdüberhitzung. Wenn wir künftig alle Menschen auf der Erde ausreichend und gesund ernähren, den Klimawandel in den Griff bekommen und die Artenvielfalt wiederherstellen wollen, dann finden sich in diesem Bereich entscheidende Hebel. Vor allem fehlgesteuerte Subventionen und Dumpingpreise führen nicht nur in den Industrieländern zur Übernutzung von Böden und Wasser, Insekten- und Vogelsterben, Waldverlust und dem Ausstoß von Treibhausgasen. Solange mit Steuergeld solche Geschäftsmodelle gefördert werden, die auf einen hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngung setzen, kommen wir bei der überfälligen Transformation des Agrarsektors nicht voran. Künftig sollten bevorzugt die Landwirte unterstützt werden, die im Einklang mit Natur und Umwelt arbeiten.«
Der NABU begrüßt daher die Initiative der Vereinten Nationen, das Thema Ernährung im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitsziele wieder prominenter platzieren wollen. In der vergangenen Woche veröffentlichten die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), das UNDP (Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen) und das UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) einen Bericht, worden, der deutlich gemacht hat, welche Dimension die negativen Auswirkungen von Agrarsubventionen weltweit auf Klima, Biodiversität und das menschliche Wohlergehen haben.
Demzufolge wurden zwischen 2013 und 2018 weltweit mindestens 460 Milliarden Euro jährlich für Agrarsubventionen ausgegeben, von denen 87 Prozent als „schädlich“ eingestuft wurden. Die Autoren machen deutlich, dass die Landwirtschaftspolitik und die dazugehörigen Subventionen zentrale Stellschrauben sind, um die Klima- und Biodiversitätsziele der globalen Gemeinschaft zu erreichen.
Im Bundestagswahlkampf habe das Thema Landwirtschaft nahezu keine Rolle gespielt, kritisiert der NABU. Dabei dürften sich die Parteien hier nicht wegducken. »Die nächste Koalition muss beispielsweise sofort die Pläne zur nationalen Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik 2023-2027 korrigieren. Die von Agrarministerin Julia Klöckner eilig hierfür vorangetriebenen Gesetze sind völlig unzureichend und geben weder den Betrieben Planungssicherheit für die unweigerlich kommenden Herausforderungen noch der Natur eine Aussicht auf Erholung«, so Konstantin Kreiser, Leiter des Bereichs Landnutzung im NABU.
Auch Deutschland ist verpflichtet, völkerrechtliche Verträge wie das Pariser Abkommen oder die UN-Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) umzusetzen. Ohne einen Kurswechsel bei den Agrarsubventionen ist dies jedoch nach Ansicht des NABU nicht erreichbar.
NABU / 22.09.2021