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GEW: „Deutlich mehr für Alphabetisierung und Grundbildung tun!“

Bildungsgewerkschaft zum Weltalphabetisierungstag – Halbzeit der Alpha-Dekade

„Das Land diskriminiert Millionen Menschen und verschwendet unfassbar viele Ressourcen. Bis heute wird sich zu wenig um die Menschen gekümmert, die Schwierigkeiten haben, beruflich und gesellschaftlich Fuß zu fassen“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt an, dass in Deutschland deutlich mehr für Alphabetisierung und Grundbildung getan werden müsse. „Das Land diskriminiert Millionen Menschen und verschwendet unfassbar viele Ressourcen. Bis heute wird sich zu wenig um die Menschen gekümmert, die Schwierigkeiten haben, beruflich und gesellschaftlich Fuß zu fassen“, sagte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, am Mittwoch mit Blick auf den Weltalphabetisierungstag und die „Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“, die von 2016 bis 2026 läuft. 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland hätten Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. „Diese Zahl ist beschämend für eines der reichsten Länder der Welt“, betonte Becker. Schon vor der Corona-Pandemie hätten jährlich mehr als 50.000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen. Es deute vieles darauf hin, dass diese Zahl in der Corona-Krise steigen werde.

Lernangebote für Erwachsene mit Grundbildungsbedarf müssten flächendeckend ausgebaut und kostenfrei angeboten werden, sagte Becker: „Lesen und Schreiben sichert gesellschaftliche Teilhabe und ist für ein selbstbestimmtes Leben unerlässlich. Erwachsene haben das Recht, ihre Kompetenz in diesen Bereichen weiterzuentwickeln.“ Vom Auf- und Ausbau „nachhaltiger Strukturen“, wie von der Politik mehrfach versprochen, sei aber zu wenig zu sehen. Etliche Bundesländer hätten Grundbildungszentren und ähnliche Einrichtungen gestärkt oder neu aufgebaut. „Das geschieht jedoch überwiegend in Gestalt befristeter Projekte“, stellte Becker fest.

Um ihrer Aufgabe gerecht zu werden, müssten die Einrichtungen der Weiterbildung personell besser ausgestattet werden. Bisher werde fast ausschließlich mit Honorarkräften, deren Beschäftigungsbedingungen meist prekär seien, und befristeten Projektstellen gearbeitet. „Wir brauchen aber Dauerstellen für Daueraufgaben – auch und insbesondere in der Grundbildung“, betonte Becker. Das sei die Grundlage für die dringend notwendige Professionalisierung in der Weiterbildung.

Info: Die GEW will, dass im Rahmen der Alpha-Dekade drei Aspekte umgesetzt werden, die für die Grundbildung entscheidend sind:
Ein Rechtsanspruch auf Grundbildung muss mit verbindlichen und verlässlichen Strukturen einhergehen.

Für die Lernenden in der Grundbildung wird ein flächendeckendes, hochwertiges, kostenfreies sowie niederschwelliges Angebot benötigt, das personell entsprechend ausgestattete Grundbildungszentren anbieten.

Die Beschäftigungsverhältnisse in der Grundbildung sind zu verbessern. Gute Arbeit und Profession in der Grundbildung sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.

Vor diesem Hintergrund hatte die Max-Traeger-Stiftung der GEW den Rechtswissenschaftler Prof. Michael Wrase mit der Erstellung des Gutachtens „Das Recht auf Grundbildung und die Pflicht des Staates zur Sicherung des bildungsrechtlichen Existenzminimums“ beauftragt, das er im Oktober 2020 vorgelegt hat. Die Studie klärt die Frage, wie Bund und Länder mit einer gemeinsamen Strategie die staatliche Pflicht, ein bildungsrechtliches Existenzminimum anzubieten, gewährleisten und somit der Bildungsarmut begegnen können.

GEW / 08.09.2021

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