Die Europäische Kommission hat Freitag die neue EU-Waldstrategie für 2030 vorgestellt. Sie trägt bei zu den Vorschlägen von dieser Woche, mit denen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent reduziert werden sollen, unter anderem, indem der Abbau von CO2 durch natürliche Senken beschleunigt wird. Der für den europäischen Grünen Deal zuständige EU-Kommissionvizepräsident Frans Timmermans sagte: „Wälder beherbergen einen Großteil der biologischen Vielfalt auf der Welt. Damit unser Wasser sauber ist und unsere Böden fruchtbar bleiben, brauchen wir gesunde Wälder. Europas Wälder sind in Gefahr. Deshalb setzen wir uns dafür ein, sie zu schützen und wiederherzustellen, die Waldbewirtschaftung zu verbessern und Försterinnen und Förster sowie Waldbewirtschafterinnen und -bewirtschafter zu unterstützen.“ Zur Strategie gehört auch ein Fahrplan für die Anpflanzung von drei Milliarden zusätzlichen Bäumen in Europa bis 2030.
Wälder sind ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel und gegen den Verlust der biologischen Vielfalt. Sie dienen als Kohlenstoffsenken und federn die Auswirkungen des Klimawandels ab, beispielsweise durch Abkühlung von Städten, Schutz vor schweren Überschwemmungen und Verringerung der Auswirkungen von Dürren. Allerdings sind die Wälder in Europa vielen unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt, etwa dem Klimawandel.
EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski sagte: „Wälder sind die Lunge unserer Erde. Sie sind für unser Klima, unsere biologische Vielfalt, unsere Böden und unsere Luftqualität von entscheidender Bedeutung. Wälder sind auch die Lungen unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft. Sie sichern Existenzgrundlagen in ländlichen Gebieten, liefern wichtige Produkte für unsere Bürgerinnen und Bürger und sind aufgrund des Naturerlebnisses von großer sozialer Bedeutung. Die neue Waldstrategie erkennt diese Multifunktionalität an und zeigt, wie Umweltziele mit wirtschaftlichem Wohlstand einhergehen können. Mit dieser Strategie und mit Unterstützung der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik werden unsere Wälder und unsere Försterinnen und Förster ein nachhaltiges, wohlhabendes und klimaneutrales Europa schaffen.“
Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius sagte: „Der Schutz, die Wiederherstellung und der Aufbau der Widerstandsfähigkeit der europäischen Wälder sind nicht nur im Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt, sondern auch für die Wahrung der sozioökonomischen Funktionen der Wälder entscheidend. Die große Beteiligung bei öffentlichen Konsultationen zeigt, dass sich die Europäerinnen und Europäer um die Zukunft unserer Wälder sorgen.“
Schutz, Wiederherstellung und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder
Die Strategie enthält konkrete Maßnahmen zur Steigerung der Quantität und Qualität der Wälder in der EU und zur Stärkung ihres Schutzes, ihrer Wiederherstellung und ihrer Widerstandsfähigkeit. Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden die Kohlenstoffbindung durch verbesserte Senken und Bestände erhöhen und so zur Eindämmung des Klimawandels beitragen. Mit der Strategie verpflichtet sich die EU zum strengen Schutz von Primär- und Altwäldern, zur Wiederherstellung geschädigter Wälder und zur Gewährleistung ihrer nachhaltigen Bewirtschaftung, und zwar unter Wahrung der lebenswichtigen Ökosystemdienstleistungen, die die Wälder erbringen und von denen die Gesellschaft abhängt.
Die Strategie fördert die klima- und biodiversitätsfreundlichsten Waldbewirtschaftungsmethoden, betont die Notwendigkeit, die Nutzung von Holzbiomasse im Rahmen der Nachhaltigkeit zu halten, und fördert eine ressourcenschonende Holznutzung im Einklang mit dem Kaskadenprinzip.
Gewährleistung der Multifunktionalität der Wälder in der EU
Die Strategie sieht auch die Entwicklung von Zahlungsregelungen für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sowie Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschafter vor, die alternative Ökosystemdienstleistungen erbringen, z. B. indem sie Teile ihrer Wälder unberührt lassen. Neben anderen Quellen wird die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) eine gezieltere Unterstützung für die Försterinnen und Förster und die nachhaltige Entwicklung der Wälder ermöglichen. Die neue Verwaltungsstruktur für Wälder wird den Mitgliedstaaten, Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern sowie Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschaftern, der Industrie, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft einen inklusiveren Raum bieten, um über die Zukunft der Wälder in der EU zu diskutieren und diese wertvollen Ressourcen für die kommenden Generationen zu erhalten.
Schließlich wird in der Waldstrategie ein Legislativvorschlag zur Intensivierung der Überwachung, Berichterstattung und Datenerhebung zum Thema Wald in der EU angekündigt. Eine harmonisierte Datenerhebung auf EU-Ebene in Verbindung mit einer strategischen Planung auf Ebene der Mitgliedstaaten wird ein umfassendes Bild des Zustands, der Trends und der geplanten künftigen Entwicklung der Wälder in der EU vermitteln. Nur so kann sichergestellt werden, dass Wälder ihre vielfältigen Funktionen für das Klima, die biologische Vielfalt und die Wirtschaft erfüllen können.
Zu der Strategie gehört ein Fahrplan für die Anpflanzung von drei Milliarden zusätzlichen Bäumen in ganz Europa bis 2030 unter uneingeschränkter Achtung der ökologischen Grundsätze – der richtige Baum am richtigen Ort für den richtigen Zweck.
Hintergrund
Wälder sind aufgrund ihrer Funktion als Kohlenstoffsenken ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Verlust der biologischen Vielfalt und den Klimawandel und federn dessen Auswirkungen ab, beispielsweise durch Abkühlung von Städten, Schutz vor schweren Überschwemmungen und Verringerung der Auswirkungen von Dürren. Sie sind zudem wertvolle Ökosysteme, die einen großen Teil der biologischen Vielfalt Europas beherbergen. Ihre Ökosystemdienstleistungen tragen durch Wasserregulierung, die Bereitstellung von Lebensmitteln, Arzneimitteln und Materialien, Katastrophenvorsorge und -kontrolle, Bodenstabilisierung und Erosionskontrolle sowie Luft- und Wasserreinigung zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden bei.
EU-Kommission / 16.07.2021