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Turgut Öker: „Niemand sollte von einem Bluff ausgehen“

In der Türkei wird weiter über die Enthüllungen von Mafiaboss Sedat Peker diskutiert.

Turgut Öker, Ehrenvorsitzender der Alevitischen Föderation Europa, geht davon aus, dass die Aussage von Mafiapate Sedat Peker über einen geplanten Anschlag auf ein alevitisches Gemeindehaus nicht von der Hand zu weisen ist.

In der Türkei wird weiter über die Enthüllungen von Mafiaboss Sedat Peker diskutiert. Peker veröffentlicht nicht nur Videos mit Aussagen über die Verstrickung zwischen Staat und organisiertem Verbrechen, er nutzt auch den Kurznachrichtendienst Twitter. Im Fokus stehen der ehemalige Polizeichef und Innenminister Mehmet Ağar und der heutige Innenminister Süleyman Soylu. In einem der Peker-Tweets geht es um einen möglichen Angriff auf Alevit:innen wie beim Pogrom im Istanbuler Stadtteil Gazi, bei dem vor 26 Jahren 22 Personen ums Leben gekommen waren. Ein ähnlicher Anschlag sei auf ein alevitisches Gemeindehaus (Cemevi) geplant, twitterte Peker.

Dazu hat sich Turgut Öker, Ehrenvorsitzender der Alevitischen Föderation Europa und ehemaliger HDP-Abgeordneter, gegenüber ANF geäußert. Er geht davon aus, dass an der Behauptung Pekers etwas dran sein könnte. „Wenn die Geschichte des Landes nicht voller Massaker wäre, könnte man Pekers Schilderungen als Darstellung einer Person betrachten, die gesellschaftliche Zustimmung sucht. In unserer jüngeren Geschichte hat es jedoch viele Massaker an Aleviten gegeben. Daher sind Pekers Äußerungen nicht besonders überraschend“, so Turgut Öker.

Nicht wegen Pekers Aussagen, sondern wegen der allgemeinen Atmosphäre in der Türkei stehe die Sicherheit von Alevit:innen in Frage. „Seit etwa zwei Jahren sprechen wir über ganz andere Dinge, wenn wir als alevitische Vereine und Vertreter zusammenkommen. Wir haben bestimmte Forderungen wie zum Beispiel die Aufhebung des verpflichtenden Religionsunterrichts und Gleichberechtigung, aber es ist jetzt nicht die Zeit, diese Forderungen zu thematisieren. Für uns steht inzwischen im Vordergrund, dass die Sicherheit von Aleviten gewährleistet werden muss.“

Die staatliche Denkweise lässt sich nicht abwählen“

Weiter sagte Öker: „Wann immer der Staat in Bedrängnis ist, findet ein Massaker an Aleviten statt. Das haben wir bereits miterleben müssen, als der Grundstein für den Faschismus vom 12. September [1980, Militärputsch] gelegt wurde. Die Junta wurde mit den Massakern in Malatya, Sivas, Maraş und Çorum installiert. Heute ist die Situation nicht sehr anders.“ Die Regierung sei unfähig, das Land zu leiten, es gebe zunehmend interne Konflikte. „Der Staat hat bisher immer Aleviten ermordet, wenn er in Bedrängnis war. Niemand kann garantieren, dass sich das in der aktuellen Situation nicht wiederholt. Heute sagen viele Menschen, dass berücksichtigt werden muss, wer diese Aussagen macht. Es stimmt, Sedat Peker ist Teil dieser Strukturen, er war Pate, aber das bedeutet nicht, dass die Täter der Massaker, auf die er verweist, nicht stimmen. Wir wissen um die Massaker, in die die von ihm genannten Namen verwickelt sind. Selbst wenn das genannte Massaker nicht stattfindet, wissen wir, dass die Denkweise, die den Staat erobert hat, nicht mit Wahlen verschwinden wird. Auch wenn es nicht von heute auf morgen zu einem Anschlag auf ein Cemevi kommt, sollte nicht davon ausgegangen werden, dass es sich um einen Bluff handelt. Alle demokratischen Kräfte müssen Solidarität zeigen und sich entsprechend organisieren.

ANF

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