Das Hamburger Abitur ist in diesem Jahr besser ausgefallen als in den letzten Jahren. Die 9.144 Abiturientinnen und Abiturienten des Abitur-Jahrgangs 2021 erzielten einen Notendurchschnitt von 2,27. In den vergangenen zehn Jahren lag der Notendurchschnitt zwischen 2,36 und 2,46. Auch die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss liegen über denen des Vorjahres.
Schulsenator Ties Rabe: „Ich gratuliere allen Schulabgängern ganz herzlich zu ihrem erfolgreichen Schulabschluss. Sie können zu Recht stolz auf sich sein. Das waren keine einfachen Rahmenbedingungen, vielleicht war es sogar noch schwieriger als im letzten Jahr. Dennoch zeigt das Ergebnis, dass sich die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrkräften offenbar gut vorbereiten konnten und auch die frühzeitig angepassten Prüfungsbedingungen angemessen waren.“
9.144 von 9.351 Schülerinnen und Schülern, die zu den Abiturprüfungen getreten sind, haben die Abiturprüfungen bestanden (97,8%, Vorjahr: 97,3%). 207 Schülerinnen und Schüler (2,2%) haben die Abiturprüfungen nicht bestanden (Vorjahr 2,7%). Die durchschnittliche Abiturnote liegt in diesem Jahr an Stadtteilschulen bei 2,43, an Gymnasien bei 2,16 und an den Beruflichen Gymnasien 2,45. Fast 55 Prozent der diesjährigen Abiturienten sind weiblich. Besonders auffällig: Bei den sehr guten Noten zwischen 1,0 und 1,5 liegt der Anteil der jungen Frauen bei fast zwei Drittel. Umgekehrt „führen“ die jungen Männer mit einem durchschnittlichen Anteil von 57 Prozent bei den schwächeren Abiturnoten zwischen 3,0 und 3,8. Insgesamt wurde 267 mal die Bestnote 1,0 vergeben (Vorjahr 193).
Auch bei den schriftlichen Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (früher: Realschulabschluss) zeigen sich im Vergleich zum Vorjahr in den Fächern Mathematik und Englisch Verbesserungen, im Fach Deutsch fallen die Ergebnisse etwas schwächer aus. Die durchschnittlichen Ergebnisse waren im Fach Deutsch: 3,39 (Vorjahr 3,10), in Mathematik 3,41 (Vorjahr 3,87) und in Englisch 2,37 (Vorjahr 2,66). Die Ergebnisse des Ersten Schulabschlusses (früher: Hauptschulabschluss) liegen aufgrund der besonderen Situation zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor.
Senator Rabe: „Das sind gute Nachrichten. Offensichtlich war die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler im Fernunterricht besser als behauptet. Zudem hat es sich ausgezahlt, dass die Schulbehörde frühzeitig die Vorbereitungszeit sowie die Klausurzeit verlängert und die Themen genauer bekannt gegeben hat. Vielleicht spielte auch eine Rolle, dass es während der Prüfungen kaum Freizeitangebote und Ablenkungsmöglichkeiten gab. Dennoch wünsche ich allen, dass sich ein solches Abitur nicht wiederholt. Mein Dank und meine Gratulation gehen nicht nur an die Schülerinnen und Schüler, sondern auch an die engagierten Lehrkräfte sowie die Eltern, die unter diesen besonderen Bedingungen die Prüfungen zum Abitur und zu allen anderen Schulabschlüssen ermöglicht haben. Ebenso bedanke ich mich bei den Schulteams und den Mitarbeitern der Schulbehörde, die unter den besonderen Belastungen der Corona-Zeit den Schulbetrieb aufrechterhalten haben. Die erneut guten Ergebnisse – sogar in der Abiturklausur in Biologie – zeigen einmal mehr, dass am Ende die Schulpolitik meist deutlich besser ist, als die übergroße Aufregung und öffentliche Diskussion in allen schulpolitischen Fragen vermuten lässt.“
Rabe weiter: „Auch die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium am Ende von Klasse 6 aufgrund schlechter Noten verlassen mussten, ist erneut geringer als in den letzten Jahren. Waren es in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 837 und 1.050, sind es diesmal nur 658. Das zeigt, dass die Lehrkräfte die besonderen Lernbedingungen in der Coronazeit bei der Notengebung berücksichtigt haben.“
Die besten Abiturzeugnisse wurden an den staatlichen Gymnasien Christianeum in Othmarschen (1,83), Gymnasium Buckhorn in Volksdorf (1,84), Helene-Lange-Gymnasium in Harvestehude (1,87), Gelehrtenschule des Johanneums in Winterhude (1,89) und am Gymnasium Hochrad in Othmarschen (1,92) vergeben. Bei den staatlichen Stadtteilschulen ganz vorne sind die Max-Brauer-Schule in Ottensen/Bahrenfeld (2,00), die Erich-Kästner-Schule in Farmsen (2,11), die Stadtteilschule Meiendorf (2,14), die Stadtteilschule Bergedorf (2,20) und die Stadtteilschule Niendorf (2,24).
Die größte Anzahl von Abiturientinnen und Abiturienten gibt es in diesem Schuljahr am Gymnasium Ohmoor in Niendorf (148), am Gymnasium Buckhorn in Volksdorf (130), am Walddörfer-Gymnasium in Volksdorf (124) und am Gymnasium Othmarschen (121) für die Gymnasien sowie an der Goethe-Schule-Harburg (147), der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg auf dem Dulsberg (134), der Julius-Leber-Schule in Schnelsen (126) und der Stadtteilschule Blankenese (119) für die Stadtteilschulen.
Abiturklausuren in Deutsch, Mathematik, Englisch und Biologie ebenfalls besser
Wie das gesamte Abitur so sind auch die Abiturklausuren in diesem Jahr besser ausgefallen, das gilt besonders für Deutsch, Mathematik, Englisch und Biologie. Das hat eine Schnellauswertung ergeben. Besonders große Verbesserungen gibt es im Fach Mathematik, hier liegt die Durchschnittsnote auf Grundlage der vorliegenden Klausuren bei 2,74 (Abitur 2020: 3,25). In den Fächern Deutsch und Englisch gibt es ebenfalls einen positiven Trend, der aber geringer ausfällt. In Deutsch beträgt die Durchschnittsnote 2,69 (Vorjahr: 2,85), in Englisch 2,48 (Abitur 2020: 2,59). Im Fach Biologie liegt die Durchschnittsnote auf Basis einer vorläufigen Erhebung bei 2,59, ebenfalls besser als im Vorjahr (2,79).
Fehlerhafte Grafiken hatten bei den schriftlichen Abiturprüfungen im Fach Biologie für Probleme in 10 bis 26 Prozent der Aufgaben gesorgt. Um den Schülerinnen und Schülern entgegenzukommen, hatte die Schulbehörde bereits während der Prüfung die Arbeitszeit um 30 Minuten verlängert, den Bewertungsmaßstab angepasst und als Alternative eine Nachschreibeklausur angeboten, die aber nur sieben Prozent der Prüflinge wahrgenommen haben. Wie die Ergebnisse zeigen, waren diese Anpassungsmaßnahmen vernünftig und wirkungsvoll. Den Schülerinnen und Schülern sind keine Nachteile entstanden.
Eine zur Aufklärung der Panne umgehend eingesetzte Task-Force der Behörde legte jetzt das Ergebnis vor. Demnach wurden die komplizierten und personalintensiven Prozesse bei der Aufgabenentwicklung und Klausur-Erstellung von einem ungewöhnlichen Zusammentreffen von Personalwechseln und -engpässen sowie einem unzureichenden Vertretungsplan innerhalb der Schulbehörde überschattet:
- Die Aufgabenentwicklungskommission hatte aufgrund des Ausscheidens der vorgesetzten Biologie-Fachleitung die Abituraufgaben nicht rechtzeitig fertiggestellt. Bei der Fertigstellung unter der Leitung der neuen Fachleitung gab es aufgrund des Ausscheidens einzelner Kommissionsmitglieder, fachlicher Auseinandersetzungen und Einarbeitungsproblemen weitere Komplikationen und zeitliche Verzögerungen.
- Aufgrund der Verzögerungen und des zeitlichen Drucks wurde bei der Freigabe der ausgedruckten Abituraufgaben übersehen, dass bei der letzten von mehreren Überführungen der Aufgaben aus dem Programm „MS Word“ in das Programm „pdf“ ein Bild verzerrt dargestellt wurde.
- Am Prüfungstag musste die Fachleitung über die Telefon-Hotline ungewöhnlich viele Anrufe aus den Schulen zur fehlerhaften Biologie-Klausur entgegennehmen und zeitgleich die Klausur korrigieren. Die Vorgesetzten waren aufgrund einer ungewöhnlichen Zusammenballung von Krankheit, Corona-bedingtem Home-Office, Urlaub und Krankheitsvertretung für andere Kollegen nicht ausreichend präsent.
- Die technische Ursache des Fehlers wird zurzeit noch aufgearbeitet. Denn die Überführung von „MS Word“- in druckfähige „pdf“-Dateien ist ein Routinevorgang, der bei der Erarbeitung der Biologieklausur mehrfach ohne Probleme funktioniert hat, nur bei der allerletzten – leider entscheidenden – Übertragung trat der Fehler auf.
- Dieser Übertragungsfehler wiederholte sich ausgerechnet am Prüfungstag, als die korrigierte Aufgabe den Schulen erneut zugestellt wurde. Erst mit einer zweiten Korrektur konnte der Darstellungsfehler vermieden werden.
Um künftige Fehler zu vermeiden, wird unter anderem ein großzügigerer Zeitplan sowie eine Vereinfachung der Abläufe bei der zeit- und personalaufwendigen Aufgabenentwicklung, das Vier-Augen-Prinzip bei der Endabnahme der Aufgaben und ein klarer Vertretungs- und Anwesenheitsplan am Prüfungstag empfohlen. Die Verbesserungen sollen bereits beim nächsten Abitur umgesetzt werden.
Hamburger Zentralabitur – Abitur-Aufgabenpool der KMK
Um das Abitur gerechter zu gestalten, wurde 2014 in Hamburg in fast allen Schulfächern das erweiterte Hamburger Zentralabitur eingeführt. Seitdem müssen alle Stadtteilschulen und Gymnasien in 27 Fächern dieselben, zentral vorgegebenen Hamburger Abituraufgaben im schriftlichen Abitur einsetzen. Das erweiterte Zentralabitur umfasst auch klar vorgegebene Bewertungsraster für die korrigierenden Lehrkräfte. Diese Maßnahmen sichern, dass das schriftliche Abitur an allen Hamburger Schulen gleich schwer ist. Darüber hinaus setzen die Bundesländer bundeseinheitliche zentrale Aufgaben in den Kernfächern ein. Üblich ist eine Mischung von Bundes- und Landesaufgaben, insbesondere in den Sprachen, bei denen in den Bundesländern zurzeit noch unterschiedliche literarische Werke im Abitur thematisiert werden.
Behörde für Schule und Berufsbildung / 25.06.2021
Grafik: Behörde für Schule und Berufsbildung