Zum Start des 35. Deutschen Naturschutztags in Wiesbaden, dem deutschlandweit größten Naturschutzkongress, haben die Umwelt- und Naturschutzorganisationen BBN, BUND, DUH, Greenpeace, NABU, WWF und der Umweltdachverband DNR auf die eklatanten Umsetzungs- und Finanzierungsdefizite des Naturschutzes aufmerksam gemacht.
„Der Verlust der Artenvielfalt schreitet in hohem Tempo voran und ist eine der größten existenziellen Krisen unserer Zeit. Es ist trotz rechtlicher Vorgaben und wiederkehrender Bekenntnisse der Bundesregierung zum Erhalt der biologischen Vielfalt bisher nicht gelungen, den besorgniserregenden Verlust von Lebensräumen und Arten zu stoppen. Wir brauchen endlich ausreichende personelle wie finanzielle Ressourcen und fordern die Parteien zur Bundestagswahl auf, sich für ein zusätzliches Volumen von mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr für den Naturschutz in Bund, Ländern und Kommunen einzusetzen“, so die Naturschutzorganisationen.
Schätzungen zufolge würde dieser Betrag alleine benötigt für eine auskömmliche Finanzierung des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und von Großschutzgebieten sowie zur Umsetzung der europäischen Biodiversitätsstrategie insbesondere zur Wiederherstellung von Ökosystemen. Die Umweltverbände fordern unter anderem die Schaffung eines Bundesnaturschutzfonds, der mit einem Volumen von mindestens 500 Millionen Euro pro Jahr ausgestattet und unter anderem zur Finanzierung bestehender Programme genutzt werden sollte. Darüber hinaus fordern sie die Einrichtung einer neuen Gemeinschaftsaufgabe Biologische Vielfalt, mit der auch die Länder und Kommunen bei ihrer Aufgabenwahrnehmung im Naturschutz dauerhaft gestärkt werden könnten. Mit dieser Finanzierung würden umgekehrt Ökosystemleistungen wie Bestäubung, Grundwasseranreicherung, Hochwasserschutz und Kohlenstoffspeicherung gesichert beziehungsweise wiederhergestellt, die ein Mehrfaches an volkswirtschaftlichem Wert darstellen.
„Stabile und gesunde Ökosysteme sind unsere Lebensgrundlage und können die negativen Folgen des Klimawandels abmildern. Wenn wir den Naturschutz nicht ganz oben auf die politische Prioritätenliste setzen, werden künftige Generationen teuer dafür bezahlen müssen. Daher ist es höchste Zeit, die Naturschutzfinanzierung grundlegend neu aufzustellen und damit auch die gravierenden Vollzugsdefizite in unseren Schutzgebieten zu beheben. Nur mit einem ausreichenden Budget und attraktiven Fördermaßnahmen kann es gelingen, den Weg aus der Biodiversitätskrise gemeinsam mit den Landnutzerinnen und Landnutzern zu gehen und einen aktiven Beitrag zur sozial-ökologischen Ausrichtung der Landnutzung zu leisten“, so die Umweltorganisationen.
BUND / 31.05.2021