Mit insgesamt 16 Expertinnen und Experten wird die neugegründete und unabhängige „Ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz“ die Länder in zentralen bildungspolitischen Fragen beraten. Prof. Susanne Prediger von der Fakultät für Mathematik der TU Dortmund ist eine von zwölf Expertinnen und Experten, die neben vier festen Mitgliedern in die Kommission berufen worden sind.
Aufgabe der Ständigen wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK), die Ende Mai ihre Arbeit aufnimmt, wird es sein, die Länder in Fragen der Weiterentwicklung des Bildungswesens und des Umgangs mit seinen Herausforderungen zu beraten sowie konkrete Handlungsempfehlungen zu geben. Die Kommission nimmt in ihrer Arbeit eine interdisziplinäre, längerfristige und systemische Perspektive entlang der Bildungsbiografie ein.
Strategien für Bildungsgerechtigkeit, Inklusion und Digitalisierung
„Es ist eine große Verantwortung, für die Kommission ausgewählt worden zu sein. Zu vielen großen Fragen können wir inzwischen substanzielle Forschungsergebnisse aufzeigen und darlegen, welche Maßnahmen sich zur Weiterentwicklung der Qualität von Schule und Kita lohnen und welche weniger erfolgsversprechend sind“, sagt Prof. Susanne Prediger. „Um die Unterrichtsqualität systematisch weiterzuentwickeln, braucht es zum Beispiel keine Schulstrukturreform, sondern professionelle Lehrkräfte, eine Anpassung von Lehrplänen und Prüfungsanforderungen sowie treffsichere Unterstützungsmaterialien, gerade für die derzeitigen Herausforderungen.“
Diese Herausforderungen betreffen neben einer besseren Vergleichbarkeit des Bildungswesens auch längerfristige Strategien für mehr Bildungsgerechtigkeit, für die Inklusion und die Digitalisierung. Ein weiterer Punkt ist der Mangel an grundständig ausgebildeten Lehrkräften, der zu längerfristigen Nachqualifizierungsprogrammen für Seiteneinsteigende führen muss.
Ein aktuelles Thema könnte für die Kommission gleich zu Beginn das vom Bund angekündigte „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona“ sein, bei dem derzeit noch ungeklärt ist, wie das Geld eingesetzt und verteilt werden kann. „Wir müssen aufpassen, dass die zwei Milliarden Euro nicht in kurzfristiger Nachhilfe verpuffen, sondern auch in nachhaltige Qualitätsentwicklung für Aufarbeitungsprogramme an den Schulen selbst investiert werden“, erklärt Prof. Prediger.
Über Prof. Susanne Prediger
Susanne Prediger ist seit 2006 Professorin für Mathematikdidaktik am Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts der TU Dortmund. Seit 2017 ist sie Vize-Direktorin des Deutschen Zentrums für Lehrerbildung Mathematik (DZLM), das zum Jahresbeginn Teil des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) wurde. Seit 2021 leitet sie das DZLM-Netzwerk und arbeitet dabei mit den Landesinstituten vieler Bundesländer eng zusammen. Von 2017 bis Ende 2020 war sie Präsidentin der European Society for Research in Mathematics Education und seit 2019 ist Prof. Prediger Mitherausgeberin der Zeitschrift Educational Studies in Mathematics. Sie ist eine international ausgewiesene Expertin für den Umgang mit Heterogenität im Fachunterricht. Jüngst war sie Mitglied der Arbeitsgruppe Corona und Bildung der Leopoldina-Akademie.
Die ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz
In der KMK arbeiten die für Bildung und Erziehung, Hochschulen und Forschung sowie kulturelle Angelegenheiten zuständigen Ministerinnen und Minister bzw. Senatorinnen und Senatoren der Länder zusammen. In einer Ländervereinbarung über die gemeinsame Grundstruktur des Schulwesens und die gesamtstaatliche Verantwortung der Länder in zentralen bildungspolitischen Fragen war im Oktober letzten Jahres die Einrichtung einer Ständigen wissenschaftlichen Kommission beschlossen worden. Diese wird zunächst befristet für sechs Jahre eingerichtet. Ihre Empfehlungen an die KMK wird die Kommission veröffentlichen.
TU Dortmund / 11.05.2021
Foto: TU Dortmund